Schwertmagen

Nehmen die Schwertmagen das Heergewäte, so nehmen die Gespinnen die Gerade (s.d.).Graf, 216, 241.

Unter Schwertmagen verstand man im alten deutschen, besonders dem Sachsenrechte alle, die von einem gemeinsamen Vater abstammten, die Agnaten oder Magen, welches letztere Wort ehedem so viel als eine Gesellschaft, auch einen Theil einer Gesellschaft bezeichnete, daher Magenschaft = Gesellschaft. So hiess denn auch die Verwandtschaft, in der sich eine Familie zusammen befand, Magenschaft, und die einzelnen Glieder derselben hiessen Magen, und zwar die Verwandten männlicherseits »Schwertmagen« (vom Schwert, dem vorzüglichsten Waffenstücke der Deutschen), die von weiblicher Seite Spillmagen, von der Spille oder Spindel, der Hauptbeschäftigung deutscher Frauen. Im römischen Recht sind jene die Agnaten, diese die Cognaten. Zum Heergewäte gehört im allgemeinen (in Sachsen): das beste Pferd gesattelt und gezäumt, der Harnisch, ein Schwert, die täglichen Kleider des Verstorbenen, ein Heerpfühl, ein Tischtuch, zwei Becken, ein Fischkessel, eine Handpumpe, ein Schüsselring oder Dreifuss. (Richard, 49.) Nach Pratje (Histor. Sammlungen, III, 395) gehörte zum »Heergewette im Kirchspiel Debstedt, das unter stadt-bremischer Hoheit stand, ein Storl mit einem Küssen, ein Tafel und ein Tafellaken, eine Tinnen Kanne, 2 Väthe, alle des Doden Kleeder, ein Bedde, dar ein fram Mann mit Eren up slapen [471] kan, dat beste Pfeerdt, des doden Weeren, eine Heidtlehe und ein Rattschuch, eine Barde, eine Eyse, ein Lehe, ein Plaggenstegende, sin dar 2, gehören sie beyde dartho, ein Hartow, ein Moerspaden, ein Ketel, dar man mit Slewel und Sparen kan intreden, ein Pot dar man ein Horn in seden kan, dat vornste Plogisen, ein Vorwagen, ein Vortau, eine Kiste, dar man Kleed in leggen kan, ein Misthake, ein Mistfork, ein Ketelhake, de mit umgeit, ein Gardel mit dem Meste, des verstorwenen Hut und Schoe, de Querste Queren-Steen, ein half Schap, ein Küven sunder Tapholt. Was aber in diesen vorgeschrievenen Güdern nicht ist, dat darf man nicht köpen edder towege bringen. Van den Heergewette nimt der oldeste Broder, so da mer vorhanden sin, id overste Kleed vorab, dat överige thelen sie zu glicken Deln.« (Vgl. auch Köster, 192.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876, Sp. 471-472.
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