Wehe (Adj.)

Wehe (Adj.).


1. Ahnde (täglich) weh, stirbt nit dest eh.Sutermeister, 127.


2. Denen geschihet wehe, die kein frucht zeugen in der ehe.Henisch, 801, 57.


3. Der nit darff sagen, das jm wee ist, dem ist wee.Franck, I, 69a; Lehmann, II, 65, 159; Simrock, 11269.


4. Weh dem, der einen bösen Nachbar hat. Petri, II, 613.


5. Weh dem, der in ein böss Gerücht kompt. Petri, II, 618.

Bei Tunnicius (1042): Wê dem, de in ein quât geruchte kumt. (Spernitur infamis, multos infamia nigrat.)

Holl.: Wee hem, die in een kwaad woord komt. (Harrebomée, II, 444b.)


6. Weh dem, der mit Grund dem Lestrer felt in Mund.Petri, II, 613.


7. Wehe dem Besiegten.

Eine Uebertragung des im Pseudolus des Plautus (5, 235) befindlichen Vae victis! Wahrscheinlich ein schon vor Plautus volksthümlicher Ausdruck, der von Livius (5, 48) und Florus (1, 13) auf Brennus zurückgeführt wird. (Vgl. Büchmann, 9. Aufl., S. 161.)

It.: Guai à vinti.


8. Wehe dem, der allein ist.

Bei Tunnicius (1065): Wê demgennen, de alleine is. (Nemo levat solum: quis nunc locupletat egenos.)


9. Wehe dem, der die Briefe tragen muss.Petri, II, 613.


10. Wehe dem, der sich vor drei W (Wehen) nicht hütet: Wollust, Wein und Würfel.


11. Wehe dem Lande, wo der Herr ein Kind ist.

Bei Tunnicius (1043): Wê dem lande, dâr de hêr is ein kint. (Vae populo et terrae quorum rex arte puellus.)


12. Wehe dem Schwachen, der streitsüchtig ist.

Ein schwacher Hund, der bissig ist, hat immer eine wunde Haut und zerrissene Ohren.

It.: Can ringhioso, e non forzoso, guai alla sua pelle.


13. Wem wehe ist, der rufet.Fischer, Psalter, 669, 4.

14. Wenn einem wehe ist, so schrewet er.Fischer, Psalter, 34b.

Lat.: Vbi dolor, ibi verba. (Fischer, Psalter, 34b.)


15. Wie wee dem ist, der lieb sucht, da keynn ist.Franck, I, 88b; Lehmann, II, 885, 413.


16. Wo einem wehe ist, da klagt man sich.


[Zusätze und Ergänzungen]

17. Besser: weh' mir, als: weh uns.Neue Freie Presse, 4581.

Damit erklären sich die Rumänen gegen leichtsinniges Heirathen.


18. Wane, wane, du rechte dwas.Freybe, Redentiner Spiel, 1477.

Wehe dir, du verkehrter Mensch, du Dummkopf.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 4. Leipzig 1876.
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