Wohnen

1. De bâven uns wânt (wohnt), betâlt alles. (Ostfr.) – Eichwald, 2015; Bueren, 106; Frommann, III, 428, 232.


2. Es ist gut wonen, wo fromm leute sindt. Franck, I, 59a; Lehmann, II, 143, 172; Simrock, 2833.

Nur soll man, wie ein hebräisches Sprichwort sagt, in keiner Stadt wohnen, in der kein Pferd wiehert und kein Hund bellt. (Pes. 112.) Und nach einem indischen Sprichwort nicht da, wo es an Tempeln, Schulen und Aerzten fehlt. (Cahier, 2224.)


[348] 3. Es ist überall gut wohnen und singen: Ein' feste Burg ist vnser Gott.Herberger, Herzpostille, I, 550.


4. Hier, meine Herren, wohne ich, sagte der Delinquent zu den Richtern, und legte die Hand aufs Herz, als ihm fünfundzwanzig aufgezählt wurden; was auf meinem Rücken vorgeht, kümmert mich nicht.Frankfurter Zeitung, 1872, Nr. 122, 2. Bl.


5. Hier wohnt ein fröhlicher Mann, der Herrendienst entrathen kan. (Hausinschrift in Würtemberg.) – Hertz, 15.


6. Ich wohne gar nicht, sagte der Bettler zum Vogt, als er ihn nach der Wohnung fragte.


7. Ich wohne hier an der Strassen, wünsche allen Vettern und Basen, und allen, die da gehen vorbei, dass Gott ihr Helfer und Beschützer sei. (Hausinschrift in Niederhessen.) – Weininger, 168; Hertz, 23.


8. Man mag wohnen, wo man will, man findet in der Nähe der Thür einen Dornbusch.

Engl.: Where ever a man dwells, he shall be sure to have a thorn-bush near his door. (Bohn II, 136.)


9. Viele wohnen in einem wurmstichigen Haus und wollen doch nicht heraus.


10. Wer ösch wônen weit, dei frögt nich nâ ösch.Schambach, II, 561.

Wer uns wohnen weiss, der fragt nicht nach uns; besitzt er Theilnahme für unser Ergehen, so kommt er selbst, um es zu erfahren.


11. Wer überall wohnt, der wohnt nirgends. Petri, II, 771; Mathesy, I, 68a.

12. Wer unten wohnt, der muss der obern Gerumpel leiden.Mathesy, 243b.


13. Wer wol wohnt, der ist wol.Petri, II, 783.


*14. Da wahnt Hans van der Lucht (Luft). (Holst.) – Schütze, III, 31.


*15. E wunt um Angd. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 36, 79.

Er wohnt am Ende, d.h. ist arm, oder ein Walach. Am Ende des Dorfs wohnen meist die ärmern Leute oder Walachen.


*16. E wunt un der Zel. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 176, 188.

Er wohnt an der Zeile, d.i. er hat kein eigen Haus.


*17. Er wohnt auf der Lucht in der halben Tonne. (Samland.) – Frischbier, 4098.


*18. Er wohnt beim Teufel auf der Rinne. Frischbier, 4098.

Entweder sehr entfernt, oder im höchsten Stockwerk.


*19. Er wohnt da, wo d' Fuchs und d' Hase enangere gut Nacht säge. (Emmenthal.) – Schweiz, I, 143, 96.


*20. Er wohnt drei Treppen hoch im Keller. Frischbier, II, 2946.


*21. Hei wânt bî Kusche1 op e Lucht önn e Feddertonn'. (Wehlau.) – Frischbier, II, 2947.

1) Name eines Krugwirthes.


*22. Hier wohnen die Musikanten.


*23. Hier wohnt Hans von der Luft.

In Holstein von einem zerfallenen Hause mit zerbrochenen Fenstern.


*24. Wâne da ôk noch Lüd?Frischbier, II, 2948.

Zu Unberufenen, die sich hervordrängen.


[Zusätze und Ergänzungen]

25. Wer wohnt zu ebner Erd', dess Leben nicht lang währt.

It.: Camera terrena, corta vita mena (al sepolcro mena). (Giani, 271.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 348-350,1816.
Lizenz:
Faksimiles:
348 | 349 | 350 | 1816
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika

Buchempfehlung

Raabe, Wilhelm

Der Hungerpastor

Der Hungerpastor

In der Nachfolge Jean Pauls schreibt Wilhelm Raabe 1862 seinen bildungskritisch moralisierenden Roman »Der Hungerpastor«. »Vom Hunger will ich in diesem schönen Buche handeln, von dem, was er bedeutet, was er will und was er vermag.«

340 Seiten, 14.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier. Neun Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.

434 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon