Wurzel

1. Aus böser Wurzel kommt üble Frucht.Eiselein, 653; Simrock, 11947.

Dän.: Ond rod giver ikke gode æble. (Prov. dan., 479.)

Lat.: A radice mala nascuntur pessima mala. (Eiselein, 653.)


[473] 2. Aus einer faulen Wurzel kommt kein guter Spross.

Dän.: Ond af kom bliver sielden varig i dyd. (Prov. dan., 16.)


3. Böse Wurzel, schlechter Baum.

Frz.: Telle racine, telle feuille. (Leroux, I, 56.)

Schwed.: Ond rod, elack frucht. (Grubb, 415.)


4. Die Wurzel der Gelehrsamkeit ist bitter, aber die Früchte sind süss.

Soll auf einem Ausspruch des Aristoteles beruhen. (Einfälle, 25.)


5. Ein Wurtzel in den Mund, so ist er gesund. Fischart, Gesch. in Kloster, VIII, 355.


6. Ist die Wurzel heilig, so sind auch die Zweig heilig.Petri, I, 62.


7. Je bitterer die Wurzel, je süsser die Frucht.


8. Jegliche Wurzel erbt nach ihrem Geschlecht. Graf, 216, 227.

Die Nachkommen erben nicht gleich, sondern nach der Gradesnähe ihrer Verwandtschaft mit den Verstorbenen. Die Enkelkinder erben zusammen nur den väterlichen oder mütterlichen Theil. (Vgl. die Glosse zum Sachsenspiegel, I, 32.)


9. Krumme Wurzel, schiefer Baum.Altmann VI, 480.


10. Von Einer kranken Wurzel stirbt nicht stets der Baum.

Böhm.: Zlý bud' kořen, ale ne mořen. (Čelakovsky, 357.)


11. Was an der Wurzel steht, bleibt bei dem Grunde.Graf, 85, 132.

In der Schweiz: Was an der wurtzen stünd, dy sölt mit dem Grund bleiben. (Kothing, 34, 35.)


12. Was nit tieff sein wurtzel setzt, das fellt leicht ab.Gruter, I, 76.


13. Weme no de Wurzeln gräbt, begehrt om 's Chrut nit.Schweiz, I, 215, 126.


14. Wenn d' Würze-n- im Hustage-n- alles wei füre drucke, wachst im Nohsummer nüt meh. (Solothurn.) – Schild, 102, 30.


15. Wenn die Wurzeln vertrocknen, so stirbt der Baum.

Frz.: Seche racine, de l'arbre la ruyne. (Leroux, I, 56.)


16. Wenn man die Wurzel stehen lässt, so wird das Unkraut von neuem wachsen. (China.)

Grund, um die Familie eines Bösewichts auszurotten.


17. Wenn man die Wurzel verdirbt, so stirbt der Baum.

Die Chinesen: Nicht durch das Abbrechen seiner Aeste oder das Abstreifen seiner Blätter ist der schöne Baum ausgerottet worden, sondern weil man seine Wurzeln ausgerottet hat. (Hlawatsch, 101.)


18. Wer die wurtzel (im Hof) hat, dem folgt der Stamm.Klingen, 173a, 2; Graf, 85, 129.

Bei Bäumen, die an einer Grenze stehen, soll der Stamm dem Besitzer gehören, auf dessen Grunde sich die Wurzeln befinden.


19. Wer die Wurzel im Hofe hat, greift zum Zaun.Graf, 85, 123.

Bezieht sich hauptsächlich auf Hopfen u. dgl., der an einem auf der Grenze stehenden Zaun gezogen wird. Derjenige, in dessen Hofe er die Wurzeln hat, soll das Recht darauf haben.

Mhd.: Wer den stog yn synem hofe had, der griffe an dem czune. (Rössler, I, 151.)


20. Wer in der Wurtzel böss ist vnnd kein gut Geblüt hat, der ist nicht zu bessern.Lehmann, 100, 46.


21. Wer sich zur Wurzel macht, den fressen die Schweine.

Holl.: Maakt ge u tot een' wortel, dan vreten u de varken. (Harrebomée, II, 483b.)


22. Wie die Wurzel, so der Ausschlag (Trieb, Schössling).

Böhm.: Z dobrého kořene dobré vĕtve. (Čelakovsky, 404.)

Wend.: Kajkiž koreň, tajki wukoreň. (Čelakovsky, 404.)


23. Wie die Wurzel, so die Blätter (Frucht). Winckler, XI, 71; Keller, 162a.


24. Wo die Wurzel nicht gut ist, da kann weder Stamm, noch gute Frucht folgen.Körte, 7041.


25. Wo die Wurzel nichts taugt, ist auch die Frucht nichts werth.

Frz.: La ronce ne porte jamais le raisin. (Masson, 76.)

Lat.: E squilla non nascitur rosa. (Masson, 76.)

Span.: De mala berengena nunca buena calabaza. (Masson, 76.)


[474] 26. Wo die Wurzeln stehen, da wird es wieder grün.

Holl.: Waar de wortel blijft zitten, zal weêr gras groeijen. (Harrebomée, II, 483b.)


27. Wurmstichige Wurzeln geben kein gut Mus.

Holl.: Van pierstekige wortelen kookt men nooit smakelijken huts pot. (Harrebomée, II, 453b.)


28. Wurzel bleibt Wurzel.

»Es liegt in der Natur der Wurzel, Wurzel zu bleiben.«


29. Wuttels un Röwen achter Fass'labend, un e Diern achter dartig Johr, de hebbt beide den Smack verlar'n.Eichwald, 2094.


*30. Änes wurz und stub (Stump) ausreisse. (Ulm.)


*31. Aus dieser Wurzel kommt dies Kraut.Parömiakon, 1402.

Das ist die Ursache davon, hierin liegt der Grund.


*32. Dat schall wol bi de Wuttels gar warr'n. Eichwald, 2095; Hauskalender, II; Bueren, 232; Frommann, III, 428, 221; Kern, 1006.


*33. Er ist in der Wurzel verdorben.

Nichts werth.


*34. Etwas mit der Wurzel ausreissen (ausrotten).

Jüd.-deutsch: Ojker min ha – Schojresch sein. (Warschau.)

Dies auch in dem Sinne: etwas von Grund aus verderben, besonders wenn es auf den Ruin eines Feindes abgesehen ist.

Holl.: Jets met wortel en tak uitroeijen. (Harrebomée, II, 483b.)


*35. Von Wurzel und Stock aus.

D.h. von Ursprung an, von Grund aus. »Es sei von Wurzel und Stock aus ein recht gottseliges, evangelisches Werk.« (Bohemia, Prag 1875, Nr. 68, Beilage.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 473-475.
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