Zahlen

1. Am schlechtesten zahlen, die am meisten prahlen.Devisenbuch, 73.


2. Erst zahlen, dann prahlen.

Besser: Erst bezahlen, womit man sich kleidet, und dann – nicht prahlen.


3. Es wil niemand gern für einen andern zahlen.Petri, II, 304.


4. Für den, der zahlen soll, geht die Uhr allzeit zu früh.


5. Jeder zahle seine Zeche.Lohrengel, II, 405.


6. Man muss zahlen, man nehm' es her, wo man wolle.

Lat.: Unde habeas quaerit nemo, sed oportet habere. (Sutor, 15.)


7. Man zahlt nach Billigkeit und Belieben.


8. Was zahlt, das gilt.Simrock, 11959.


9. Wer für andere zahlen soll, muss selber nicht in Schulden stecken.Mathesius, Sarepta, LXXIIb.


10. Wer gern zahlt, ist allzeit reich.


11. Wer gut zahlt, verdoppelt seinen Credit.

Frz.: Qui paie bien, deux fois emprunte. (Cahier, 1311.)


12. Wer gut zahlt, wird gut bedient.

Frz.: Qui paie bien, est bien servi. (Cahier, 1307.)


13. Wer nicht zahlen kann, dem schlägt man's vom Leibe herunter. (S. Kuh 434.) – Binder II, 2790.

Schwed.: Den som icke hafver fä, han böte med krop. (Törning, 16.)


14. Wer nicht zahlen kann, muss laufen.

Holl.: Die niet telden en can, moet wael draven. (Tunn., 12, 13.)

Lat.: Aptetur reliquo qui non est aptus in uno. – Debet trotare qui nescit molliter ire. (Fallersleben, 294.)


15. Wer nicht zahlen kann, muss sich das Peitschen gefallen lan.

Dies Sprichwort, wie das unter 15, drückt den alten Rechtsgrundsatz aus, dass wer keine Geldmittel besitzt, mit dem Leibe büssen müsse.

Frz.: N'est fouetté qui veut. (Cahier, 773.)

16. Wer nicht zahlen will, bleib aus der Zech. Petri, II, 745.


17. Wer nid gern zahlt, huset nid gut. (Luzern.)


18. Wer richtig zahlt, dem dient man auch hinter dem Rücken.Sailer, 265.


[481] 19. Wer übel will zahlen, der soll nicht genaw rechnen.Lehmann, 914, 1.


20. Wer zalt, der reicht.Franck, I, 163a.


21. Zahle, ich will's baar sehen.


22. Zahle oder zapple!Eiselein, 654.

Frz.: Quand on doit, il faut payer ou agréer.


23. Zahle, was du schuldig bist.Eiselein, 654.

Lat.: Debita gratanter persolvas et properanter. (Eiselein, 654.)


24. Zahlen ist kein grosses Wort, reisst aber Ehr' und Tugend fort. (Laupheim.) – Birlinger, 559.


25. Zahlen macht Friede.Graf, 236, 82; Birlinger, 557.

Der regelmässige Weg, Verbindlichkeiten aufzuheben, ist die Erfüllung derselben.


26. Zahlen macht ledig.Graf, 236, 83.


27. Zahlen mit baar Geld, das zwingt die Welt. Auerbach, Dorfgeschichten, IV, 22.


*28. De zahlt mit Rugeld1.

1) Alter Gulden zu 12 Batzen.


*29. Er zahlt gern ûs andrer Lüte Sack (Seckel).Sutermeister, 66.

Zur Schilderung eines Kargen, Geizigen, wo sich a.a.O. auch noch folgende Redensarten finden: Er leit 's guet Gäld zum Fûle. Er wur im für e Krüzer d' Nase-n abschnîde. Wenn er wüssti, das er en Krüzer im ene Chneu hetti, er schlüeg's von enandere. Er g'seht jedum Chrizer durch ni (9) Muurr nach. Do heisst's zum dürre-n Ast, helfi Gott dem Gast. Er chratzet eim 's Bluet under de Negle füre. Er gäb eim nid es Chiidli (Zweig). Er gît's wie er's gönnt. Er ist für schi Sack. Er schaffet in Pronobischrotte. Er wird ehnder rüdig gäb riich.


*30. Er zahlt gern, we me ne uf de Bode leit und em's Gäld us em Sack nimmt.Sutermeister, 66.

Er zahlt gern, wenn man ihn auf den Boden legt, und ihm das Geld aus dem Sack nimmt.


*31. Er zahlt in Pech die lang geborgte Zech'.


*32. Er zahlt lieber mit dem Maule als mit der Hand.


*33. Er zahlt mit dem nasse Finger.Sutermeister, 85.

Löscht die Schuldziffern aus.


*34. Es zahlet sich alles selber.Mathesy, 291a.


*35. Ich will ihm zahlen mit kölnischem Gewicht. (S. Gewicht 15, Gebot 25, Kölner 1.)

»Gedroht: das wil dir zahlen mit kölnischem gewicht, wo ich bin bider.« (Waldis, I, 27, 19.)


*36. »Zahl du, d'Grossmueter isch gäng di elteri.« »De hinger Sattler zahlt's.«Sutermeister, 64.

So sagt, wer sich aus der Zeche stehlen will.


[Zusätze und Ergänzungen]

37. Besser zahlen und wenig besitzen, als viel Hab' und in Schulden sitzen.

It.: È meglio pagare e poco avere, che molto avere e sempre dovere. (Giani, 1245.)


38. Richtiges Zahlen bringt williges Borgen, fördert den Handel und verscheucht die Sorgen.

39. Wer schlecht zahlt, bezahlt zweimal.

Frz.: Qui paie mal, paie deux fois. (Cahier, 1310.)


40. Wer zahlt, gilt.

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 481-483,1819.
Lizenz:
Faksimiles:
481 | 482 | 483 | 1819
Kategorien:

Buchempfehlung

Lessing, Gotthold Ephraim

Philotas. Ein Trauerspiel

Philotas. Ein Trauerspiel

Der junge Königssohn Philotas gerät während seines ersten militärischen Einsatzes in Gefangenschaft und befürchtet, dass er als Geisel seinen Vater erpressbar machen wird und der Krieg damit verloren wäre. Als er erfährt, dass umgekehrt auch Polytimet, der Sohn des feindlichen Königs Aridäus, gefangen genommen wurde, nimmt Philotas sich das Leben, um einen Austausch zu verhindern und seinem Vater den Kriegsgewinn zu ermöglichen. Lessing veröffentlichte das Trauerspiel um den unreifen Helden 1759 anonym.

32 Seiten, 3.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon