Pech

1. Das war Pech, sagte der Schuster, als er Butter haben wollte und in den Quark griff.


2. Mancher bringt kein Pech hervor und will Honig machen.


3. Pech und Theer ist Ein Heer.


4. Pech und Theer ist Schiffers Ehr'.

Dän.: Peg og tiere er baadsmends ære. (Prov. dan., 60.)

Schwed.: Beck och tjära ar båtsmans ehra. – Det är ingen lastelig orenlighet, som man kan twätta af sig. (Törning, 11.)


5. Pech und Unverstand gehen nicht von der Hand (kleben fest).


6. Rühr' nicht an heiss Pech ohne einen langen Löffel.


7. We met Peich ömgeht, beschmiert sich de Häng. (Aachen.) – Firmenich, I, 494, 149.


8. Wei Pick anpäcket (anfasst), de beschnuddelt sik. (Waldeck.) – Firmenich, I, 326, 54.


9. Wer das Pech rühret an, bringet ein flecken auch darvon.Henisch, 1040, 48; Petri, II, 244.


10. Wer in heisses Pech greift, zieht die Hand gar schnell zurück.

»Wer heisses Pech anrührt, Masen davon führt.« (Eiselein, 504.)

Lat.: Hoc scio pro certo, quod si cum stercore certo vinco seu vincor, semper ego maculor.


11. Wer kann für Pech, wenn's Haus voll ist.


12. Wer mit bech oder koln vmbgeht, der bescheisst leicht die hend.Franck, I, 85a; Gruter, I, 81; Egenolff, 345a; Petri, II, 737.

Mhd.: Swer heizez bech rüeret, meil er dannen füeret. (Freidank.) – Wer daz pech rüeret an, derselb wirt flecket davon. (Vintler.) (Zingerle, 112.)

Lat.: Nam tangendo picem vix expurgaris ad unguem. (Ruodlieb, 457.)


13. Wer mit Pech umgeht, der klebt.Parömiakon, 331.


14. Wer Pech an den Fingern hat, kommt leicht zu Hanf um den Hals.Altmann VI, 510.

Nach älterm Recht wurden die Diebe gehängt.


15. Wer Pech angreifft, der besudelt sich.Sir. 13, 1; Schaltjahr, III, 654; Henisch, 226, 20; Herberger, I, 46; Heshusius, CCXIV; Lehmann, 859, 2; Gaal, 1239; Bücking, 140; Mayer, I, 177; Eiselein, 504; Müller, 6; Simrock, 7730; Körte, 4689; Schulze, 151; Zehner, 370; Parömiakon, 691; Lohrengel, I, 834; Braun, I, 3192; Masson, 272; für Waldeck: Curtze, 333, 239.

Auch der blosse Unverstand klebt wie Pech am Menschen und kann auch oft nicht durch das siedende Wasser des Unglücks von ihm losgeweicht werden. »Wer mit Bech umbgehet, der schmecket, der mit Schwannen umbgehet, der stinckt; der mit Kuchlen, der schmergelt; der mit Essig, der säurelet; der mit [1200] Einheizen, der brämbselet; der mit Geissen, der böckelet; der mit Säuen, der schweinelet; der mit Taback, der rauchelet, der mit Schelmen umbgehet, der schelmelet; der mit Lugnern umbgehet, schwalbelet. Bei Unzüchtigen lernet man Galanisiren oder gailanisiren.« (Chaos, 931.) »Also wenn einer bech anrürt, so wirdt er vom Bech beschmiert.« (Waldis, I, 63, 19.) »Wer mit pech vnd kolen handthiert, leichtlich sein händ derselb beschmiert.« Bleibe dem Schwarzen fern, denn Schwarzes beschmuzt, sagen die Osmanen. (Schlechta, 345.) Bei Tunnicius (417): De dat pek rört, de besmittet sik. (Inquinat et digitos cui pix attingitur atra.)

Böhm.: Kdo se s smolou obírá, zmaže se od ní; kdo s ohnĕm, spáli se. – Kdo s smolou zachází, od ní zkálen bývá. (Čelakovský, 40.)

Dän.: Hvo som rører ved beg, besmitter sig. (Prov. dan., 60; Bohn I, 379.)

Engl.: Harm watch, harm catch. (Masson, 273.) – He that handles pitch shall foul his fingers. (Marin, 8.) – Touch pitch and you will be a filed.

Frz.: Celui qui touche de la poix en sera souillé. (Cahier, 1425.) – Fange sèche envy s'attache – On ne manie pas la poix sans se poisser. (Cahier, 1426.) – Qui traite la poix s'embrouille les doits. (Leroux, II, 311.)

Holl.: Die bi den pec wandert, wart daer af besmet. (Tunn., 11b, 6.) – Die met pek omgaat, wordt ermede besmet. – Grijp je pek, daar blijft en vlek. (Harrebomée, II, 176a.)

It.: Chi tocca la pece, si sporca le mani. (Gaal, 1239; Pazzaglia, 375, 3; Bohn I, 86.)

Krain.: Kdor za smolo prime, se osmoli. (Čelakovský, 40.)

Lat.: Pix dum palpatur, palpans manus hic maculatur. (Binder II, 2582; Fallersleben, 254; Neander, 302; Masson, 273; Sutor, 562.) – Qui tetigerit picem, inquinatur ab ea. (Egeria, 246; Gaal, 1239.)

Lit.: Kurs pikkin nutwer, nusimursztin. (Čelakovský, 40.)

Poln.: Kdo się dotyka smoły, zmaže się od niéj. (Čelakovský, 40.)

Schwed.: Den som kommer wid tjära, blir nedsmörd deraf.

Slow.: Kdor za smolo prime se osmoli.

Span.: Quien anda con pez, se manchará los dedos. (Masson, 273.)

Ung.: A' ki szurokkal bánik, megszurkollya magát. – Ha megfogod a' szekerkenöt, kőntösödre ragad. (Gaul, 1239.)


16. Wer Pech angreift, besudelt sich; wer aus der Bulle (Flasche) trinkt (säuft), bedudelt sich.


17. Wer Pech hat, bricht den Finger im Arsch (oder: im Haferbrei) ab.

Lat.: In plano frangit, cui sors est invida, plantam. (Altdorf, 62; Binder II, 1459.)


18. Wer Pech hat, stolpert im Grase, fällt auf den Rücken und bricht die Nase.Masson, 343.


19. Wo me sich bei Peich niersetzt, do steht men auch bei op. (Aachen.)


*20. Ar hat 'n 's Pach 'runter gathant (gethan). (Nürnberg.) – Frommann, VI, 329, 305.

Er hat ihn bestraft, derb ausgescholten; besonders einen Vorwitzigen.


*21. Da klebt Pech.Eiselein, 504.


*22. Er hat Pech.Wurzbach II, 273.

Seine Unternehmungen und Plane mislingen.


*23. Er hat Pech am Fidle.

In dem Sinne von 25. Spottweis heisst man in Schwaben auch den Schuhmacher Pechfidle.


*24. Er hat Pech an den Fingern (Händen).

Auch russisch Altmann VI, 512. Es bleibt ihm fremdes Gut daran hangen. In Oberösterreich: Pick a dö Finger habe.

Lat.: Omnia viscatis manibus legit, omnia sumit. (Philippi, II, 71.)


*25. Er hat Pech an den Hosen.Eiselein, 504; Klein, II, 48.

Von einem, der bei einem Besuche ungebührlich lange verweilt, der in Gesellschaft hängen bleibt. In Schwaben: Er hôt Pech an de Hosa. (Michel, 263; Nefflen, 457.) »Es gefallt mir, es geht fein von statten, besser als Bech von Hosen.« (Fischart, Gesch., in Kloster VIII, 252.)

Holl.: Het is een regte pekbroek. – Hij heeft pek aan zijne broek (zijn gat). (Harrebomée, II, 176b.)


*26. Er hat Pech beim Wein.Schöpf, 491.

Er ist im Wirthshause nicht vom Weinglase wegzubringen.


*27. Er hat Pech unter sich.

Der das Nachhausegehen Vergessende, der nicht Fortzubringende.

Lat.: Hercules hospitatur. (Erasm., 905; Philippi, II, 175.)


*28. Er kommt aus dem Pech nicht heraus.

Lat.: Semper Ilio mala. (Tappius, 232a.)


*29. Er sitzt im Pech.Masson, 344; Braun, I, 3194.

Holl.: Hij steekt in het pek. (Harrebomée, II, 176b.)


*30. Es ist Pech auf der Bank.

Wenn jemand irgendwo ungebührlich lange sitzen bleibt.


[1201] *31. Es klebet Pech, wo er sitzt.Eiselein, 504.


*32. In Pech's Einöde.Wurzbach II, 274.

Im finstern Abgrunde der Hölle.


*33. Nu a mich ins Pech gefûrt hôt, lässt a mich drin stecken. (Schles.) – Frommann, III, 412, 465.


*34. Pech geben.

Den Rückzug antreten, fliehen. »Unsere Batterien begrüssten den feindlichen Dampfer so, dass er schleunigst Pech gab.« (Bresl. Zeitung, 1864, Nr. 302.)


*35. Pech im heissen Ofen aufbewahren. (S. Fuchs 365.) – Altmann V, 523.


*36. Und wenn's Pech wäre, zugegriffen, ist's umsonst.


[Zusätze und Ergänzungen]

37. Er will schwarzes Pech mit schwarzem Pech weiss waschen.

Er erwidert Schimpfwort mit Schimpfworten.

Lat.: Convicium convicio regere est lutum luto purgare. (Sailer, Sprüche, 182, 83.)


38. Sei's auch Pech, nur sei's umsonst.Merx, 67.


39. Wer in dem peche gern vmbprudelt, klag nicht, so er die hend besudelt.

Lat.: Omnia contacta denigrat pix calefacta. – Pix dum palpatur, palpando manus maculatur. (Loci comm., 31.)


[1649] 40. Wer Pech hat, der ertrinkt auf trocknem Boden, sagte Hans, als der Zigeuner ertrank, da er ans Ufer gekommen war. Schuller, 46.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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