Zaum

1. Am Zaum erkennt man das Pferd.

Poln.: Uzda konia, język człowieka, smak potrawę pokazać ma. (Čelakovsky, 425.)


2. Anstatt des Zaumbs braucht man offt Sporen.Lehmann, 790, 17.


3. De ahne Tom will ridn, liggt fakn in'n Sanne. Eichwald, 1943.


4. Den kost de Tûm ôk mehr as dat Pêrd, segt Licke. (Hildesheim.) – Hoefer, 668.


5. Der Zaum bändigt das Pferd, gute Zucht die Jugend.Winckler, XIII, 26.


6. Der Zaum des Pferdes passt nicht für den Esel.

Sagen auch die Chinesen. (Cahier, 2042.)


7. Der Zaum gehört für die Zunge, die Geisel auf den Rücken des Thoren.

Lat.: Froenum in lingua. (Sailer, Sprüche, 36.)


8. Der Zaum regiert das Pferd und Klugheit den Menschen.

It.: La briglia regge il cavallo, e la prudenza l' huomo. (Pazzaglia, 312, 3.)


9. Ein güldener Zaum macht das Pferd nicht besser.Lehmann, 423, 18; Meisner, 16, 1; Winckler, XI, 47; Simrock, 11983; Körte, 7060; Körte2, 8839.

Mhd.: Ein guldin zoem der machit ein phert niht bezzer danne ez vor was. (Ritterspiegel.) (Zingerle, 181.)

Frz.: Mors doré ne rend pas le cheval meilleur. (Masson, 12.)

Holl.: Een gouden toom maakt nog geen beter paard. (Harrebomée, II, 339b.)

It.: Freno indorato non migliora il cavallo. (Masson, 12.)

Schwed.: Gyllende betsel bättrar intet hästen. (Grubb, 284.)


10. Ein guter Zaum verbessert das Pferd. Winckler, VI, 75.


11. Einer braucht den Zaum, der andere den Sporn.

Lat.: Alter frenis eget, alter calcaribus. (Cicero.) (Binder II, 135.)


12. In den Zaum beissen, hilft nicht.Eiselein, 655; Simrock, 11984.


13. Man sol nicht den Zaum vnd Sattel mit dem Pferd zum Schinder führen.Lehmann, II, 404, 54; 904, 2; Petri, II, 467.


14. Mit einem Zaum von Bindfaden kann man kein wildes Pferd bändigen.

»Der Verstand der grössten Mehrheit der Menschen verhält sich zu ihren Leidenschaften, wie ein Zaum von schwachem Bindfaden zur Bändigung eines wilden Rosses.« (Witzfunken, IVb, 119.)


15. Mit Zaum und Zügel lenkt man das Pferd.

Schwed.: Botsel och töm håller hästen i styre. (Grubb, 44.)


16. Niemand hat Zaum und Zügel, die Natur zu zwingen.


17. Sich selbst im Zaume halten, ist die grösste Herrschaft.

Lat.: Imperare sibi maximum imperium est. (Seybold, 231.)


18. Wer nicht wil im Zaum gehalten seyn, der bricht den Halss, wie ein zaumloss Pferd. Petri, II, 709.


19. Zaum und Zügel halten das Pferd im rechten Gange.

Schwed.: Betsel och töm hålla hästen i styr. (Wensell, 9.)

20. Zaum vnd Sporen machen das Pferd gut. Lehmann, 130, 23.


[505] 21. Zwischen Zaum und Sporen wird gewonnen und verloren.

Frz.: Entre bride et esperon et toute chose gist la raison.

Lat.: Inter ferum et calcaria vniuersorum statera. (Bovill, II, 130.)


*22. Den Zaum in der Hand halten.


*23. Den Zaum nicht zu lang lassen.Eyering, I, 424.


*24. Der Zaum geht mit dem Pferde.Eiselein, 655; Simrock, 11981.

In dem Sinne: Wessen das Kalb ist, dessen ist auch der Strick.

Böhm.: Ohlav jde s konĕm. (Čelakovsky, 344.)


*25. Die Zäume hangen ihm zu hoch.Körte, 7061b.


*26. Die Zäume höher hängen.Körte, 7061a.


*27. Du lessest jhm den Zaum zu lang.Henisch; Sarcerius, Hirtenbuch, 17.

»Gibst jhm zu vil nach.«


*28. Einem in den Zaum greifen.

»Es thut wehe, einem in zaum greiffen.« (Mathesius, Hist. Jesu, LXIIIb.)


*29. Einen im Zaum halten.

Holl.: Jemand in toom houden. (Harrebomée, II, 339b.)


*30. Einen im Zaum reiten.Mathesius, Postilla, CCXCIIIb.


*31. Er hält den Zaum und lässt das Ross laufen.


*32. Er hat den Zaum nöthiger als die Sporen.

Holl.: Hij heeft meer den toom dan de sporen noodig. (Harrebomée, II, 339b.)


*33. Er will mit keinem steifen Zaum gelenkt sein.Döpler, I, 734.

D.h. will wohlwollend behandelt sein.


*34. Es ist ihm nicht um den Zaum, es ist ihm um das Ross.Simrock, 11983a.


*35. In den Zaum beissen.

Macht- und erfolgloses Widerstreben.

Engl.: To bite upon the bridle. (Bohn II, 150.)

Lat.: Froena mordere. (Bohn II, 150.)


*36. In den Zaum beissen vnd also fortlauffen. Henisch, 265, 55.

Sich der Dienstbarkeit widersetzen, ungehorsam sein.


*37. Man muss ihm den Zaum kurz halten.

Frz.: Il est bon, de lui tenir un peu la bride haute (courte).


*38. Zaum und Zügel anlegen.

In der Sammlung sprichwörtlicher Redeformen von C. Schulz in Herrig's Archiv, 50. Bd., finden sich noch folgende mit z anreimende Redensarten: Zagel und Zopf, Zähne und Zunge, Zaun und Zimmer, Zins und Zehent (appenzeller Kaufbrief), Zeichen und Zeiten, Zeit und Ziel, Zeug und Zimmer, Zieht und Zusage (= Beschuldigung und Anklage), Zweck und Ziel (es muss kommen zu Zweck und Ziel). (S. Wette 1.)


*39. Zaum vnnd sattel (sol man nicht) mit dem pferd (Gaul) zum schinder führen. (S. Kind 113.) – Franck, II, 17a; Gruter, III, 118; Eiselein, 655; Körte, 7059.


[506]

40. Am Anfang auf den Zaum gebissen, zuletzt doch auf die Brack geschissen. (S. Brack 4, Ergänz.)

Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 5. Leipzig 1880, Sp. 505-507,1820.
Lizenz:
Faksimiles:
505 | 506 | 507 | 1820
Kategorien:

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Frau Beate und ihr Sohn

Frau Beate und ihr Sohn

Beate Heinold lebt seit dem Tode ihres Mannes allein mit ihrem Sohn Hugo in einer Villa am See und versucht, ihn vor möglichen erotischen Abenteuern abzuschirmen. Indes gibt sie selbst dem Werben des jungen Fritz, einem Schulfreund von Hugo, nach und verliert sich zwischen erotischen Wunschvorstellungen, Schuld- und Schamgefühlen.

64 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon