Allegorie

[56] Allegŏrie ist im weitesten Sinne jede absichtliche Andeutung eines Gegenstandes durch einen ähnlichen oder verwandten; im engern aber die Andeutung einer bestimmten Vorstellung durch ein Bild, also die Versinnlichung eines Begriffs. Allegorische Darstellungen unterscheiden sich von den eigentlichen dadurch, daß ihre Bedeutung errathen sein will. Daher entstanden die allegorischen Personen, z.B. die Tugend, das Laster, die Klugheit, die, geist- und geschmackvoll erfunden und ausgeführt, in der Redekunst und Poesie, wie in den plastischen und zeichnenden Künsten von großer Wirkung sind. So stellt man allegorisch das Glück als eine schöne Frau mit verbundenen Augen dar, die auf einer Kugel steht oder ein Füllhorn hält. Die eigentliche Epoche der Allegorie war das Mittelalter; in der neuern Zeit und unter den Deutschen gehören die Fabel von den drei Ringen in Lessing's »Nathan dem Weisen« und Göthe's »Epimenides« zu den bedeutendsten allegorischen Dichtungen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 56.
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