Angelfischerei

[82] Angelfischerei, der Fischfang mit der Angel, ist ganz besonders in England beliebt und unter allen Ständen verbreitet; weit weniger ist dies in Deutschland der Fall. Die dazu nöthige Angel besteht aus einer langen Ruthe, die öfters aus mehren Stücken zusammengesetzt ist. An der Spitze derselben befindet sich eine Schnur aus Seide, Pferdehaar, Hanf oder auch von Metall, z.B. zum Hechtsang, an deren äußerstem Ende ein Hacken befestigt wird, der vorn sehr spitzig und mit einem rückwärtsstehenden Widerhaken versehen ist. An diesem Haken wird eine Lockspeise, Köder genannt, angehangen. Damit beim Angeln der Haken nicht zu tief sinke, befestigt man etwa einen Fuß über demselben einen durch einen Kork gesteckten Federkiel, der durch seine Bewegung anzeigt, wenn ein Fisch nach der Lockspeise geschnappt und angebissen hat, zugleich aber auch zum mehr oder minder tiefen Einsenken des Hakens dient. Doch sind diese Art Angeln mehr für Liebhaber des Fischfangs, die Zeit und Geduld genug haben, um auf das Anbeißen der Fische zu warten. Der Fischer gebraucht meist die Nacht- oder Grundangel, welche an einer stärkern Schnur mehre Angelhaken hat, oder die Rollangel, deren sich abwickelnde Schnur dem Fische in die Tiefe folgt. Wie man bei der Wahl der Lockspeise auf die Fische, welche man zu fangen beabsichtigt, Rücksicht nehmen muß, so ist auch die Jahres- und Tageszeit wie die Witterung in Obacht zu nehmen. Da die Angelfischerei, welche zur sogenannten Wildfischerei gerechnet wird, den Ertrag der eigentlichen Fischerei bedeutend vermindert, indem sie sich auf alle Arten Fische erstreckt, und noch den Nachtheil hat, daß jeder Fisch, der einmal angebissen hat, auch wenn er sich von der Angel losreist, stirbt und daß man folglich auch die kleinern Fische nicht wieder ins Wasser setzen kann, so ist sie an vielen Orten von Seiten der Obrigkeit verboten. Bildlich sagt man von Dem, der eifrig, unverdrossen und unablässig sich bemüht, Etwas zu erlangen, daß er darnach angle; die Wahrnehmung aber, daß das Angeln und Vogelstellen junge Leute allmälig zum Müßiggange und Nichtsthun verführe, hat das Sprichwort veranlaßt: »Fischefangen und Vogelstellen verdarb schon manchen Junggesellen.«

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 82.
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