Apollo

Apollo

[98] Apollo, einer der ältesten und gefeiertsten unter den zwölf griech. Hauptgöttern, der den allgemeinen Beinamen Phöbus, d.h. der Glänzende, führt, war der Sage zufolge der Sohn des Zeus und der Leto oder Latona und der Zwillingsbruder der Artemis oder Diana.

Die ältesten griech. Dichter rühmen ihn als ausgezeichneten Bogenschützen, der von seinen Pfeilen bald einen wohlthätigen, bald Verderben bringenden Gebrauch macht, indem er mittels derselben das lebensmüde Alter endet, aber auch Pest und Verheerungen herbeiführt. In der Folgezeit ward er von den Dichtern als Gott des Gesangs, der Musik und Weissagekunst, der Ärzte, Hirten und des Städtebaues verherrlicht. Als Gott des Gesangs und der Musik erscheint er im Olymp bei den Göttermahlen, wo er durch seine Kunst, namentlich durch sein Spiel der Lyra, deren Erfinder er ist, entzückt, hat die Musen, welche ihn als Musagetes, d.h. als Anführer ehren, in seinem Gefolge und besiegt Marsyas und Pan, die sich mit ihm zu wetteifern erkühnen. Da alle Orakelsprüche in den ältesten Zeiten in Versen abgefaßt waren, ward A. zum Gott der Weissagekunst, die er jedoch nur an den Orten, wo ihm Orakel geweiht waren, vorzüglich zu Delphi, übte, und weil man hier auch ärztlichen Rath sich erholte, zum Gott der Ärzte, deren Stammvater Äskulap er in der Heilkunde unterrichtet haben soll. Als er sich die Ungnade des Zeus zugezogen, wurde er auf einige Zeit aus dem Olymp verwiesen und mußte die Rinder des Königs Admetus von Thessalien weiden; dies gab Veranlassung, ihn unter dem Namen Nomios als Beschützer der Hirten und Viehheerden zu verehren. Zum Gott des Städtebaues ward er, indem man die Musenkünste im weitesten Sinne nahm und bis auf die Baukunst ausdehnte. Erst in spätern Zeiten wurde er als Helios oder Sonnengott verehrt, der alles Gute spendet, vorzüglich die Saat und den Landbau beschützt, den Sterblichen das Licht bringt und des Nachts die Grenzen des Weltalls beschützt. Außer der Stadt Delphi waren dem A. vorzüglich die Berge Helikon und Parnassus, wo die Zusammenkünfte der Musen statt fanden, die Quelle Hippokrene auf dem erstern und der kastalische Quell bei Delphi geweiht; überdies waren ihm heilig die Schlange, der Lorbeer und der Ölbaum. Die Alten dachten sich den A. als eines der Urbilder männlicher Schönheit. Sie bildeten ihn unbekleidet und ohne Bart, gaben seiner Gestalt eine sanfte Fülle und gediegene Festigkeit, ließen in allen seinen Zügen einen erhabenen, stolzen und klaren Sinn und in seinen Muskeln das Rasche und Kräftige seiner Bewegung durchblicken. Als Abzeichen führt er Bogen und Köcher, die Lyra und zuweilen einen Hirtenstab, auch ist der Dreifuß sehr oft in seiner Nähe. Die schönsten Statuen des A. sind die im Pavillon des Belvedere im Vatican zu Rom, gewöhnlich der Apollo von Belvedere genannt, und die in Paris befindliche, welche ihn als Musagetes darstellt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 98.
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