Baschkiren

[188] Baschkīren (die) sind ein tatar. Volksstamm, der sich selbst Baschkurt nennt, seine Wohnsitze in den russ. Statthalterschaften Orenburg und Perm hat, Jagd, Viehzucht, Bienenzucht in hohlen Waldbäumen und wenig Ackerbau treibt, nur den Winter in den aus hölzernen Blockhäusern bestehenden Dörfern zubringt und den Sommer über größtentheils mit seinen Heerden umherzieht. Die Baschkiren unterscheiden sich durch plattere Gesichtsbildung und stärkern Gliederbau von den kasanischen Tataren; viele haben große Ohren, alle kleine Augen und die meisten dunkelbraune Bärte. Sie sind meist Mohammedaner, nehmen aber selten mehr als zwei Frauen, für die eine Art Kaufpreis in Vieh bezahlt wird, sprechen eine tatar. Mundart, verstehen mit arab. Buchstaben zu schreiben, sind gute Reiter, tragen nach asiat. Sitte lange Gewänder und im Winter Schafpelze und Pferdehäute. Ehedem zogen sie unter eignen Fürsten im südl. Sibirien umher, wählten aber, von den sibir. Khanen bedrängt, ihren Aufenthalt in der Gegend ihrer jetzigen Wohnplätze [188] und unterwarfen sich dem Khan von Kasan. Mit demselben kamen sie unter dem Zar Iwan dem Schrecklichen um 1552 an Rußland, dem sie anfänglich einen geringen Tribut in Geld, sowie einen Tribut an Honig, Wachs und Pelzwerk erlegten. In Folge wiederholter Empörungen, zuletzt 1774, hat ihr früherer Wohlstand sich sehr gemindert und ihre Zahl sehr abgenommen, sodaß sie 1779 nur etwa 140,000 Köpfe zählten. Sie haben eine den Kosacken ähnliche militairische Verfassung, dienen nur zu Pferde, stellen einen Theil der leichten unregelmäßigen Reiterei des russ. Heers, sind mit Bogen, Pfeilen und Lanze, neuerdings auch mit Feuergewehr bewaffnet und wählen sich ihre Hauptleute oder Attamanen zum Theil selbst. Meistens werden sie als Grenzwächter gegen Asien gebraucht, indessen führten die russ. Heere während des Befreiungskrieges, 1813–15, auch Abtheilungen von Baschkiren mit sich.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 188-189.
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