Einsiedeln

[638] Einsiedeln, ein Flecken und als Wallfahrtsort berühmtes Benedictinerstift, im nordöstl. Theil des Schweizercantons Schwyz, in einer von hohen Bergen abgeschlossenen Gegend, wo schon 832 ein frommer Einsiedler seine Klause errichtet haben soll. Das Kloster wurde 928 gegründet, erhielt vom Kaiser Otto dem Großen die umliegende Wildniß geschenkt und besaß prächtige Gebäude, die aber 1798 von den Truppen der franz. Republik geplündert und theilweise zerstört wurden, denen auch das wunderthätige Marienbild in die Hände gefallen sein soll. Die Mönche kehrten jedoch 1802 angeblich mit dem echten, von ihnen geretteten Marienbilde, zurück und die Wallfahrten begannen von Neuem, die zuweilen am Engelweihseste (14. Sept.) gegen 30,000 Menschen hier zusammengeführt haben. Eine Inschrift über dem Eingange besagt, daß hier Ersatz von jeder Strafe und Sünde zu finden sei; auch ist daselbst ein Silber, blech befestigt, in das Christus bei der Weihe des Ortes seine Finger eingedrückt, und vor dem Kloster ist ein Brunnen mit 14 Röhren, aus dem er getrunken haben soll, daher alle Fromme aus sämmtlichen Röhren trinken, um auch aus einer und derselben mit Christus getrunken zu haben. Das Stift war früher reichsfrei, ist noch Besitzer der Insel Aufenau im Zürichersee, und hat erst 1830 seinen Hoheitsrechten über den Flecken E. entsagt. Zwingli (s.d.) war bis 1519 hier Pfarrer und predigte so eindringlich gegen Wallfahrten, Ablaß u.s.w., daß die Mönche sich zerstreuten und das Kloster im 16. Jahrh. eine Zeit lang leer stand.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 638.
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