Escher von der Linth

[695] Escher von der Linth (Joh. Konrad), geb. 1768 zu Zürich, gehört zu den ausgezeichnetsten Männern, welche die Schweiz in neuerer Zeit besaß. Von dem Vertrauen seiner Mitbürger frühzeitig in den Staatsdienst berufen, ward er einer der freisinnigsten Beförderer des Bessern, sein größtes Verdienst erwarb er sich aber durch den Vorschlag und die Ausführung der Verbesserung des Bettes der Linth, eines im Canton Glarus entspringenden Flusses, der unterhalb des Wallenstädtersees die aus demselben kommende Mag aufnimmt und dann als Lindmag in den Zürchersee fließt. Durch den vielen Sand und Schlamm, den die Linth mit sich führt, hatte sie ihr Bett allmälig so erhöht, daß der Abfluß des Wallenstädtersees dadurch gehindert wurde und das Wasser in demselben gegen 10 F. stieg. Die an seinen beiden Enden liegenden Flecken Wallenstädt und Wesen waren dadurch Überschwemmungen ausgesetzt, viele tausend Morgen Land in Sumpf verwandelt und die ganze Gegend durch faulige Ausdünstungen höchst ungesund geworden. Zur Abhülfe dieser Noth legte E. 1804 der Tagsatzung seine Pläne vor, und da es der Staatskasse an Mitteln zur Ausführung gebrach, brachte er diese durch einen Actienverein zusammen, sodaß unter seiner Leitung ein 19,000 F. langer Kanal, der die Linth von Mollis in den Wallenstädtersee leitet, wo sie ihren Sand absetzen kann, und ein zweiter 59,000 F. langer Kanal aus diesem in den Zürchersee angelegt werden konnte, die so gebaut sind, daß ihnen weder hoher noch niedriger Wasserstand nachtheilig wird und wodurch die Thalebenen um beide Orte nicht nur vor weiterm Schaden gesichert, sondern auch der entstandene Sumpf und Moor wieder in urbares Land verwandelt wurde. Hieran schloß sich auch auf E.'s Betrieb die Stiftung der Linthcolonie, einer Erziehungsanstalt für ungefähr 40 arme und älternlose Kinder aus dem Canton Glarus, welche in den gewöhnlichen Schulgegenständen, zugleich practisch im Landbau, da die Anstalt gegen 100,000 !Klaftern meist geschenkten Boden besitzt, und im Winter in allerlei Handarbeiten unterrichtet werden. Die ihm 1812 übertragene Verbesserung des Bettes der Glatt, welche durch den Canton Zürich in den Rhein fließt und durch Überschwemmung viel Schaden that, war noch nicht vollendet, als E. 1823 plötzlich aus dem Leben schied. Das ganze Land betrauerte ihn und der große Rath von Zürich beschloß einmüthig, daß seine Nachkommen zum Gedächtniß seiner Verdienste den Namen von der Linth führen sollten, mit dem das dankbare Volk ihn schon bei Lebzeiten zu bezeichnen gewohnt war.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 695.
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