Gesichtsschmerz

[209] Gesichtsschmerz, eine der qualvollsten Krankheiten, welche den Menschen heimsuchen können, besteht in einem sehr heftigen, schneidenden oder reißenden und bohrenden, zuweilen selbst elektrischen Schlägen ähnlichen Schmerze, der meist nur eine Seite des Gesichts, und zwar entweder die Gegend vor dem Ohre oder die unter dem Auge bis zu dem Nasenflügel befällt. Die Krankheit erscheint in einzelnen Anfällen, die mit völlig schmerzenfreien Zwischenzeiten abwechseln, in der Regel plötzlich eintreten, ebenso plötzlich wieder aufhören, leicht durch Gemüthsbewegungen, Sprechen, Lachen, Kauen, Niesen, sowie durch Druck und Berührung der befallenen Theile hervorgerufen werden und von verschiedener Dauer sind, indem sie bisweilen nur eine Minute, bisweilen aber auch eine Viertel- und halbe Stunde und länger anhalten. Während eines solchen Anfalles ist das Gesicht roth und aufgetrieben, einzelne Antlitzmuskeln zittern und zucken, der Puls wird beschleunigt, hart, zusammengezogen, ungleich, unordentlich. Gewöhnlich endet der Anfall unter reichlichem Abflusse von Thränen oder Erguß eines dünnen Schleimes aus der Nase, oft mit dem Gefühle, als wenn in den Gesichtsnerven etwas zerrissen worden wäre. Meistens ist die Krankheit rheumatischen oder gichtischen Ursprungs, zuweilen von Stockungen im Unterleibe oder von Störungen des Monatsflusses u.s.w. abhängig; oft aber auch reines Nervenleiden, immer sehr hartnäckig und schwer zu heilen. Wird das Übel nicht gehoben, so entsteht nach und nach ein unheilbares Zittern und Zucken in den Gesichtsmuskeln oder auch wol Lähmung derselben, und endlich werden auch die Geisteskräfte angegriffen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 209.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: