Göthakanal

[240] Göthakanal, der großartigste und künstlichste Wasserweg der skandinav. Halbinsel. Die Göthaelf (Elf heißt Strom) tritt bei Wenersborg aus dem Wenersee und theilt sich dann, eine kleine Strecke oberhalb ihrer Mündung, in zwei Arme, von denen der südlichste, als der bedeutendere, den Namen Göthaelf behält. Diese Göthaelf ergießt sich etwa eine Stunde unterhalb der bedeutenden Handelsstadt Göthaborg oder Gothenburg ins Kattegat. Nach ihrem Ausflusse aus dem Wenersee strömt die Göthaelf, die im Ganzen einen etwa 130 Stunden langen Lauf hat, über steile Felsen und bildet eine Anzahl gefährlicher Wasserfälle und Stromschnellen. Um diese und namentlich die Wasserfälle von Trollhätta zu umgehen, ward schon im J. 1793 der Trollhättakanal begonnen, 1800 vollendet und nun wollte man auch andere Kanalstrecken graben. Doch unterblieb dieses vielbesprochene Project bis nach dem allgemeinen europ. Frieden 1815. Der endlich beendete Göthakanal, der Schweden in seiner ganzen Breite von Göthaborg bis Söderköping und selbst bis Stockholm durchzieht, verbindet eine Anzahl bedeutender Binnenseen und verschafft dem Lande eine ununterbrochene Wasserstraße von mehr als 80 deutschen M. Länge. Er beginnt bei Sjötörp am östl. Ufer des Wenersees, führt von diesem aus, kleinere Seen zur Kanallinie benutzend, in der Richtung von Westen nach Osten zum Wettersee bei Karlsborg und von diesem aus wieder mit Benutzung einiger kleinen Seen bis zu seiner Mündung in einen Busen der Ostsee bei Söderköping. Von hier ab kann man zur See in wenigen Stunden bis zu dem 1819 vollendeten Kanale von Södertelge fahren, der seinerseits eine bequemere und kürzere Communication mit dem Mälarsee und Stockholm eröffnet, als der gewöhnliche Weg zur See. – Der Göthakanal hat überall mehr Wasser, als nöthig ist, weshalb an manchen Stellen Eintrittsschleusen angelegt werden mußten, um die Überfüllung zu verhindern. Er hat im Ganzen 72 größere und kleinere Schleusen, 29 Wasserleitungen und 24 Überfälle, welche das überflüssige Wasser ableiten, 4 Schiffsdocken, 29 Becken zur Aufnahme der Schiffe an den verschiedenen Kanalstationen, und an den Mündungen 5 sichere Häfen. Die eigentliche Kanallänge von Sjötörp bis zur Ostsee beträgt 17 schwed. (fast 251/2 deutsche) M. und 10,800 Ellen, wovon mehr als 8 schwed. M. auf den Kanal und 9 M. auf die Seewege kommen. Der Kanal ist überall wenigstens 10 F. tief, am Boden hat er 45 F. Breite, die des Wasserspiegels ist verschieden; zum größten Theile ward er in Granitfelsen gesprengt. Dieses bewundernswürdige Werk, das seit dem Jahre 1832 in seiner ganzen Länge durch Dampfschiffe befahren wird, ward auf Actien und durch Zuschüsse der Stände erbauet und kostete etwas über 9 Mill. Thlr.; doch berechnen die Interessenten die Kosten wegen unbezahlter Zinsen zu 12,160,000 Thlr.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 240.
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