Hoffmann [2]

[399] Hoffmann (Ernst Theodor Amadeus, eigentlich Ernst Theod. Wilh.), ein beliebter deutscher Schriftsteller, wird häufig Callot-H. genannt, weil er 1814 »Phantasiestücke in Callot's Manier« herausgab, in denen er Figuren auftreten ließ, welche Ähnlichkeit mit den fratzenhaft komischen Figuren des Malers Callot hatten. H., geb. zu Königsberg in Preußen 1776, war ein Mann von den vielseitigsten Talenten; er war nicht nur Schriftsteller, sondern auch Zeichner, ausgezeichneter Musiker und Componist, sowie tüchtiger Jurist. Nachdem er in Königsberg die Rechtswissenschaften studirt hatte, trat er in Staatsdienste und wurde 1802 Regierungsrath in Plock und 1803 in Warschau, verlor aber diese Anstellung durch den 1806 erfolgten Einmarsch der Franzosen. Hierauf war er erst in Bamberg, dann in Dresden und Leipzig Musikdirector beim Theater, gerieth aber abwechselnd in die traurigsten Lagen. Endlich kam er wieder zu einer gesicherten Stellung, indem er 1816 als Rath beim Kammergericht in Berlin angestellt wurde, wo er 1822 an einer höchst schmerzhaften Krankheit, aber bis zum letzten Augenblick eine bewunderungswürdige Geisteskraft bewährend, starb. Er erfüllte treu die Pflichten seines Berufs und fand dabei noch Muße zu einer großen Anzahl von Schriften. Seine Lebensart war höchst unregelmäßig. Von Natur mit dem lebhaftesten Geiste ausgestattet, regte er sich noch gewaltsam durch Wein auf. In seinen Schriften herrscht eine wüste, grelle und üppig reiche Phantasie; eigenthümlich sind ihm die gespensterhaft-phantastischen Gestalten, durch welche [399] er seine Leser zu spannen und aufzuregen weiß. Zur ruhigen, wahrhaft schönen Darstellung hat er es niemals gebracht. Ausgaben seiner Schriften sind zu Berlin und Stuttgart (1829 fg.) erschienen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 399-400.
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