Jesaias

[498] Jesāias oder Isais, der erste und größte der Propheten, war der Sohn des Amoz und weissagte von 759 bis ins 14. Regierungsjahr des Hiskias 717 v. Chr. Nach einer Stelle seines Buchs war er verehelicht und Vater dreier Söhne. Nachrichten über sein weiteres Schicksal und seinen Tod gibt die spätere Sage. Nach derselben soll er unter dem grausamen, prophetischen Warnungen abgeneigten Manasse (s.d.) den Märtyrertod erlitten haben. Da er nämlich auf der Flucht vor seinen Verfolgern in einer hohlen Ceder sich verborgen hatte, ließ ihn der König zugleich mit derselben lebendig zersägen. Die Wirksamkeit des I. umfaßte das religiös-sittliche und das politische Leben der Juden. Mit tiefer Einsicht in das Wesen der Religion begabt und mit warmem Eifer für sie durchdrungen, suchte er unter den Regierungen der drei Könige Jothan, Achas und Hiskias in seinen Zeitgenossen vor Allem die Kraft der Religion geltend zu machen, um sie dadurch von dem Einflusse des Götzendienstes zu befreien und von der verderblichen politischen Maßregel abzubringen, nach welcher sie in der Verbindung mit einem mächtigen Nachbarstaate eine Stütze der Unabhängigkeit suchten. Vom König Hiskias wurde er als persönlicher Freund und weiser Rathgeber in hohen Ehren gehalten. – Das dem J. beigelegte, aber von ihm nicht ganz verfaßte Buch reiht sich nach Form und Inhalt an das Beste an, was aus der Blütezeit der prophetischen Literatur übrig ist, und steht als das Werk eines frommen, aber männlich starken Geistes da, der im kühnsten Fluge der Rede zu den hohen Urbildern eines reinen Menschenlebens emporgetragen wurde. Da jedoch der meist rednerische, gedrungene, bilder- und gedankenreiche Vortrag viele rasche Übergänge und oft Sprünge hat, so kann es nur mit besonnenem Nachdenken gelesen und verstanden werden.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 498.
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