Johann

[504] Johann ist der Name mehrer Päpste, unter denen Johann XXII. und Johann XXIII. die letzten und merkwürdigsten waren. Jener wurde 1316 zum Papste gewählt und war ein eifriger Gegner des Kaisers Ludwig, genannt der Baier, welcher ihm in Nikolaus V. 1328 einen Gegenpapst entgegenstellte. Dieser aber wurde von I. gefangen genommen und mußte seine Würde aufgeben. I. suchte das Ansehen des Papstes kräftig aufrecht zu erhalten und machte sich verhaßt durch seine Gelderpressungen, in Folge deren er 1334 bei seinem Tode 22 Mill. Goldgülden hinterließ. – Johann XXIII., der 1410 zum Papste gewählt wurde, hatte zwei Gegenpäpste, Gregor XII. und Benedict XIII., lud Huß (s.d.) vor seinen Richterstuhl nach Rom und that ihn, da er nicht erschien, in den Bann. Er besuchte 1414 die berühmt Kirchenversammlung zu Konstanz (s.d.). Hier mußte er 1415 seiner Würde entsagen, und als er floh und seine Entsagung widerrief, so wurde ein Criminalproceß gegen ihn verhängt, ihm die schwersten Verbrechen nachgewiesen und er feierlich abgesetzt. Er saß dann bis 1419 im Gefängniß, wo er sich loskaufte, vom Papste Martin V. begnadigt wurde und noch in demselben Jahre zu Florenz starb. – Ein abgeschmacktes, aber besonders früher sehr verbreitetes Märchen ist das von der Päpstin Johanna. Dieselbe soll aus Mainz gebürtig gewesen sein und ihrem Geliebten, einem Engländer, in männlicher Verkleidung auf einer Reise nach Athen gefolgt sein, wo sie selbst in den Wissenschaften so große Fortschritte machte, daß sie, als sie später nach Rom kam, unter dem Namen Johannes Anglicus allgemeines Aufsehen erregte und endlich zum Papst gewählt worden sein soll. Als Johann VIII. soll sie von 854–856 regiert, Leo IV. zum Vorgänger und Benedict III. zum Nachfolger gehabt haben. Noch wird erzählt, daß sie in Folge unerlaubten Umgangs bei einer feierlichen Procession plötzlich Mutter geworden und sogleich nach der Niederkunft gestorben sei. Die Falschheit dieses Märchens ist historisch erwiesen, doch haben es selbst katholische Gelehrte für wahr gehalten. Wahrscheinlich war es ersonnen worden, um das unsittliche Leben, welches einige Päpste führten, zu verspotten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 504.
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