Benedict

[219] Benedict, der Heilige, Stifter des nach ihm benannten Mönchsordens, des ältesten und angesehensten der röm.-katholischen Kirche und insofern Gründer des abendländ. Mönchswesens, als er es zuerst unter feste Regeln brachte und zu einer lange Zeit nützlichen und wohlthätigen Einrichtung gestaltete, wurde um 480 zu Nursia im jetzigen Kirchenstaate von angesehenen Ältern geboren. Er erhielt seine Bildung in Rom, begann aber schon im 14. Jahre in einer Felsenhöhle der öden Umgegend von Subiaco ein Gott geweihtes Leben und kam bald in den Ruf großer Heiligkeit. Zum Abt eines Klosters gewählt, trachteten ihm die Mönche, da er die Klosterzucht mit großer Strenge handhabte, nach dem Leben, weshalb er in seine Höhle zurückkehrte, wo sich viele Jünger um ihn sammelten, für die er mehre Klöster gründete. Mit Andern wendete er sich nach dem Berge Cassino zwischen Neapel und Rom, wo er einen, dem Apollo heiligen Hain und Tempel zerstörte und 529 ein Kloster stiftete, das die Pflanzschule seines Ordens in Europa wurde und noch besteht. B. war 14 Jahre Abt desselben und starb dort am 21. März 534, welcher Tag seitdem zu seinem Gedächtniß von der katholischen Kirche gefeiert wird. Die Legende erzählt eine Menge Wunder, die er sowol bei seinem Leben wie im Tode verrichtete. Seine Gebeine wurden 653 in die Abtei Fleury an der Loire gebracht. Die einzige von ihm vorhandene echte Schrift ist die seinen Mönchen ertheilte Ordensregel, daher Regel des h. Benedict genannt, zu deren Abfassung ihn die Unordnung im damaligen Klosterwesen bewog und die bis zur Entstehung der Bettelmönche (s.d.) die Grundregel fast aller andern Orden war. Sie verordnete regelmäßige Theilung der Zeit in Gebet, Lesen geistlicher Bücher, Handarbeit, namentlich Urbarmachung des Bodens, Unterweisung der Jugend, Mäßigkeit, Enthaltsamkeit von Fleisch u.s.w. Den alten und gebrechlichen Brüdern trug sie das Abschreiben von Handschriften auf und es waren darunter ursprünglich nur die religiösen Inhalts verstanden; doch dehnte man bald diese Bestimmung auch auf die classischen Werke der [219] Griechen und Römer aus, wodurch die Benedictiner die Erhalter großer literarischer Schätze aus den Zeiten der Griechen und Römer wurden. Nachdem sich der Orden im südl. Europa allgemein verbreitet hatte, kam er im 6. Jahrh. nach England, im 8. durch den h. Bonifaz (s.d.) nach Deutschland und die Klöster desselben wurden theils durch das Beispiel, welches sie durch Urbarmachung des Bodens gaben, theils durch ihre Schulen die wirksamsten Bildungsanstalten des Abendlandes. Die wichtigsten dieser Schulen befanden sich bei den Abteien zu St.-Gallen, hochberühmt durch ihre schönen Handschriften, zu Reichenau, Fulda, Korvey, Hirschau, Bremen, Hersfeld u.s.w., wo vorzüglich die höhern Stände ihre Erziehung empfingen. Durch erworbenen Reichthum riß jedoch auch bei den Benedictinern Sittenverderbniß ein und sie mußten sich vielen Reformen unterwerfen, davon die wichtigsten 927 von der Abtei Clugny in Burgund und 1080 von Hirschau im Schwarzwalde ausgingen. Höchst verdienstlich machte sich in späterer Zeit die von den Benedictinern gestiftete Congregation vom h. Maurus in Paris, welche im 17. Jahrh. wiederholte päpstliche Bestätigung erhielt und viele große Gelehrte unter ihren Gliedern zählte, welche namentlich die Schriften der Kirchenväter und viele andere wichtige Werke herausgaben. Im 15. Jahrh. besaßen die Benedictiner über 15,000 Klöster, von denen nach der Reformation etwa 5000 übrigblieben, und jetzt gibt es noch gegen 800. In Deutschland ist vorzüglich die Benedictinerabtei Melk im Erzherzogthume Östreich durch die Pracht ihrer Gebäude und ihren Reichthum ausgezeichnet, deren Einkünfte meist zu gemeinnützigen Zwecken verwendet werden und zu der sich die übrigen Klöster dieses Ordens in Östreich halten.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 219-220.
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