Kleopatra

[614] Kleopătra, die durch ihre Schönheit berühmte Königin von Ägypten, war, geb. 69 v. Chr., eine Tochter des Königs Ptolemäus Auletes. Als ihr Vater 51 v. Chr. starb war sie, sowie ihre beiden Brüder, welche auch Ptolemäus hießen, noch minderjährig; das Testament des Vaters setzte den ältern Ptolemäus und die K. als Nachfolger ein und ernannte die Römer zu Obervormündern. K. war zugleich die Gemahlin ihres Bruders, wie solches in Ägypten nicht selten der Fall war. Als Vormünder in Ägypten wurden die Eingeborenen Achilles und Pothinus von den Römern bestätigt. Von diesen wurde aber die mit ihrem Gemahl und Bruder uneinige K. in ihren Rechten gekränkt, entfloh nach Syrien und sammelte dort ein Heer. Indeß kam der große Pompejus, vor Cäsar fliehend, nach Alexandria, der Hauptstadt Ägyptens und wurde von Achilles, welcher sich dem Cäsar beliebt machen wollte, umgebracht. Cäsar übernahm, gleichfalls nach Alexandria kommend und des Pompejus Ermordung keineswegs billigend, das Amt eines Schiedsrichters zwischen K. und ihrem Bruder. Er wollte die schöne Frau, welche überdies seine Liebe zu gewinnen gewußt hatte, wieder einsetzen, mußte aber gegen die Feinde derselben, welche das Volk in Alexandria bewaffnet hatten, einen harten Kampf kämpfen, in welchem der König Ptolemäus selbst umkam. Hierauf er nannte Cäsar die K. zur Königin von Ägypten und gab ihr ihren jüngern erst elfjährigen Bruder zum Gemahl und Mitregenten. K. regierte in ihrem und ihres Bruders Namen ungestört und kam nachher nach Rom, wo sie Cäsar mit großer Pracht aufnahm und ihre Bildsäule neben die der Venus in dem Tempel dieser Göttin aufstellen ließ. Das röm. Volk äußerte jedoch sein Misfallen über diese Huldigung und K. kehrte bald nach Ägypten zurück. Als ihr Bruder 14 Jahre alt geworden war und Antheil an der Regierung foderte, brachte ihm K. Gift bei und herrschte, ohne von den Römern zur Rechenschaft gezogen zu werden, fortan allein. Nachdem Cäsar ermordet worden war und die Mörder desselben in der Schlacht bei Philippi besiegt worden waren, fuhr K. auf einem prachtvoll ausgeschmückten Schiffe nach Tarsus zum Antonius (s.d.). Sie selbst saß als Venus gekleidet unter einem Thronhimmel von Goldstoff, und schöne Knaben und Mädchen als Liebesgötter umgaben sie. Antonius wurde durch die Reize des schönen und geistreichen Weibes so gefesselt, daß er fortan nur um ihretwillen zu leben schien und seinen ganzen Ruhm der Liebe zu ihr zum Opfer brachte. Sie begleitete ihn auf seinen Feldzügen und erhielt von ihm die eroberten Länder zum Geschenk. K. hatte einen von ihr mit Cäsar gezeugten Sohn, Cäsarion, und drei andere waren die Frucht ihrer Liebe zu Antonius; diese vier Knaben erhob Antonius [614] zu Königen. Octavian zog endlich mit einem röm. Heere heran, um an dem Antonius Rache zu nehmen. Bei Actium kam es zur Schlacht, welche K. dadurch entschied, daß sie plötzlich mit ihren 60 Schiffen die Flucht ergriff. Antonius folgte ihr im Liebeswahnsinne nach Ägypten. Vergebens erklärten sie nun dem Octavian, daß sie die Regierung an die Kinder der K. abtreten wollten. Dieser hatte den Tod des Antonius beschlossen und drang nach Alexandria vor. Antonius, durch die falsche Nachricht betrogen, daß K. sich den Tod gegeben hätte, stürzte sich in sein Schwert, wurde darauf zu K. gebracht und verschied in ihren Armen. Octavian nahm die K. gefangen. Vergebens suchte sie auch ihn in ihre Liebesnetze zu verlocken, und um nicht von ihm im Triumphzuge in Rom aufgeführt zu werden, brachte sie sich selbst um. Bei einem glänzenden Feste ließ sie sich unter Blumen versteckt durch einen treuen Diener eine giftige Natter bringen, setzte dieselbe an ihren Arm und verschied darauf bald an den Folgen des Natterbisses im I. 30 v. Chr.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 614-615.
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