Korallen

Korallen

[648] Korallen (die) sind eine Art Pflanzenthiere, welche man früher zum Mineralreiche, dann zum Pflanzenreiche rechnete.

Es sind aber polypenartige Thiere, welche mit einer festen, in verschiedenen Gestalten geformten Masse umgeben sind, mit der sie sich zugleich oft schnell und in großen Massen ausbreiten, große Stöcke bilden, von denen man nicht weiß, ob sie aus einer Anhäufung einer großen Anzahl einzelner [648] Thiere bestehen, oder zusammen nur Ein Thier bilden. Die Hülle der Korallen ist steinartig, das Innere körnig und häutig. Sie haben Fühlfäden, welche ihnen zur Ernährung dienlich sein mögen. Sie strecken dieselben aus den offenen Enden der Äste heraus und können sich, wenigstens die meisten von ihnen, in die von ihnen bewohnten Röhren zurückziehen. Die Korallen kommen bis an die Oberfläche des Meeres empor und breiten sich zu so großen Massen aus, daß man die Entstehung vieler Inseln der Südsee von ihnen abgeleitet hat. Die Koralleninseln, welche nach ihrer äußern Erscheinung die Abbildung zeigt, haben meist in der Mitte Moräste oder Lagunen, welche sich erst sehr allmälig ausfüllen. Nach neuern Beobachtungen ist man jedoch der Meinung, daß die Korallen jene Inseln nur erst später überzogen, nicht sie ursprünglich gebildet haben. Unter den vielen Korallenarten sind namentlich zu merken die Edelkoralle oder rothe Koralle, welche schon im Alterthume, sowie noch jetzt zu Schmucksachen verarbeitet wurde und sich vorzüglich am Mittelmeere findet. Eine Handelsgesellschaft hat zu Marseille eine Niederlassung gegründet, welche die Korallenfischerei betreibt. Die Federbuschkoralle besteht aus einem anfangs weichen, später harten Strunke, aus welchem oben der Polyp mit vielen Fangarmen hervorragt, die sich bewegen und so einem Federbusche gleichen. Die Hornkoralle ist fußhoch und besteht aus. einer hornartigen Masse, welche mit einer rothen Kalkrinde überzogen ist. Die schwarze Koralle und der Venusfliegenwedel kommen am schönsten bei Ostindien vor. Die Sternkorallein Ost- und Westindien und im großen Weltmeere ist es namentlich, welche die Koralleninseln bildet. Die Kalkröhren öffnen sich sternförmig und das Thier hat große scheerenförmige Fangarme. Die Punktkoralle überzieht gleichfalls ganze Felsen. Die Seefeder gleicht einer Schreibfeder mit Kiel und Fahne, welche letztere durch Arme gebildet werden, aus deren zahlreichen Mündungen die Thierchen ihre acht Fangarme vorstrecken. Mit dem Kiele oder Stamme sitzt das Thier am Boden fest, kann sich aber auch losreißen und schwimmt dann frei herum. – Die Röhrenkoralle besteht aus einer Menge gerader paralleler Kalkröhren, die untereinander durch wagerechte Querwände verbunden sind. Besonders die rothen, aber auch die schwarzen und die weißen Korallen werden zu allerhand Schmucksachen, vorzüglich in Gestalt von Perlen zu Halsketten verarbeitet und sind bei einiger Größe sehr theuer, sodaß z.B. eine Koralle von der Größe einer Flintenkugel mit drei Dukaten bezahlt wird. Sie sind um so vorzüglicher, von je höherm Roth sie sind. Man macht die Korallen auch nach aus gebeizten Knochen, aus Hirschhorn oder Bockshorn und aus einer Mischung von Gyps, Zinnober und Gummi.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 648-649.
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