Londonderry

[764] Londonderry (Henr. Robert Stewart, Viscount und Marquis), ein berühmter engl. Minister, von dessen Einfluß großentheils der Sturz Napoleon's und die nachher erfolgte Gestaltung der europ. Staatenverhältnisse herrührt. Zu Irland in Mount Stewart geboren, einer ursprünglich schottischen und dem königl. Hause Stuart verwandten Familie angehörend, begann er seine politische Laufbahn 1789 als Mitglied des irländ. Unterhauses. Von dieser Zeit an war er zur völligen Unterwerfung Irlands unter England thätig, namentlich nachdem er Secretair des Vicekönigs von Irland geworden war. Nachdem unter seiner Mitwirkung Irland mit Großbritannien vereinigt worden war, wurde er Mitglied des vereinigten großbritannischen Parlaments und 1805 Kriegsminister. Er blieb nun mit wenigen Unterbrechungen im Ministerium, indem er bis 1821, wo der Tod seines Vaters erfolgte, den Namen Lord Castlereagh führte. In Verbindung mit Wellington war er eifrig auf den Sturz Napoleon's bedacht und leitete die nach demselben erfolgenden Verhandlungen Seiten Großbritanniens. Gegen das Ende seines Lebens bemächtigte sich seiner eine krankhafte Ängstlichkeit und eine an Wahnsinn grenzende Zerrüttung des Geistes. In einem solchen Krankheitsanfalle öffnete er sich 1822 die Halspulsader mit einem Federmesser und starb, ehe man ihm Hülfe leisten konnte. L. war in seinem Privatleben und im gesellschaftlichen Umgange ebenso mild, wohlwollend und großmüthig, wie in seinem öffentlichen Wirken von eiserner Consequenz und unerschütterlicher Festigkeit.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 764.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: