Mühlhausen

[209] Mühlhausen, Hauptort eines Cantons im franz. Departement Oberrhein, ist einer der wichtigsten Fabrikplätze von ganz Frankreich und hat 13,000 Einw., die meist aus dem Elsaß und aus der Schweiz stammen. Der alte, winkelig gebaute Theil der Stadt liegt am linken Ufer der Ill, war seit 1268 eine deutsche unbedeutende freie Reichsstadt, verbündete sich 1515 gegen die Anmaßungen der Nachbarn mit der Schweiz und kam 1798 an Frankreich. Seine jetzige Bedeutung erlangte M. erst im laufenden Jahrhundert, wo am andern Ufer der Ill und zwischen dem die Rhone und den Rhein verbindenden Kanal, ein ganz neuer, regelmäßig und schön gebauter Stadttheil und eine Gewerbthätigkeit hier entstand, welche allein von allen umfänglichern Zweigen der franz. Industrie die Mitbewerbung des Auslandes nicht zu fürchten hat. Die dortigen Fabriken liefern hauptsächlich ausgezeichnete Tücher, Indienne, Siamoisen, Kattun, Leder und Tapeten; außerdem sind hier wichtige Bleichen, Färbereien und Zeugdruckereien, und die Zahl der Arbeiter, die fast alle außerhalb der Stadt wohnen, wird auf 75,000, der Werth der jährlich erzeugten Waaren auf 100 Millionen Francs angeschlagen. – Auch in Deutschland führen mehre Orte denselben Namen, von denen die Kreisstadt Mühlhausen mit 10000 Einw. an der Unstrut und Schwemmote im preuß. Regierungsbezirke Erfurt die wichtigste ist und mehre bedeutende Fabriken und Gewerbe und ansehnlichen Handel betreibt. Auch sie war ehedem freie Reichsstadt und besaß ein Gebiet von 20 ! M., mit dem die Stadt 1803 als Entschädigung an Preußen kam, von diesem 1807 wieder abgetreten, dann zum Königreich Westfalen geschlagen, 1813 aber von Neuem in Besitz genommen wurde. – Im königsberger Regierungsbezirke liegt ebenfalls eine Stadt Mühlhausen mit 1300 Einw., sowie eine andere mit 1000 Einw. in Böhmen, und zwei große Dörfer in Baden und eins in Baiern führen denselben Namen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 209.
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