Pflaumen

[480] Pflaumen (die) oder wie man in Thüringen und vielen Gegenden des südl. und westl. Deutschlands die ovalen Sorten mit slaw. Namen nennt, die Zwetschen, sind die sehr nutzbaren Früchte des Pflaumenbaumes, von dem zwar auch in Deutschland einige Arten (die Schlehen, Schwarzdorn und Spillinge) wild wachsen, dessen edle Sorten aber aus Asien stammen. Doch hat man namentlich in Frankreich auch neue vortreffliche Sorten erzogen, die daher, wie Reineclauden, Mirabellen, Perdrigons, franz. Namen führen. In Griechenland und Italien wurde der Pflaumenbaum zwar schon im Alterthume angepflanzt, allein im übrigen Europa scheint er viel später erst verbreitet worden zu sein und gehörte namentlich noch vor wenigen hundert Jahren in Deutschland zu den Seltenheiten. Am häufigsten angebaut wird die gemeine Hauspflaume, welche von allen edlen Obstarten, nebst der Quitte, die einzige ist, die sich durch Wurzelschößlinge rein und edel fortpflanzt, und die Damascenerpflaume. Der Pflaumenbaum fodert einen lockern und fruchtbaren, mäßig feuchten Boden, wird am zweckmäßigsten zu Stämmen von 7–8 F. gezogen und dauert 20–30 Jahre, erfriert aber in harten Wintern oft. Eine eigne Erscheinung besonders der gewöhnlichen Pflaumensorten ist es, daß zuweilen die Blüten statt der Früchte eine Art Schote, die sogenannten Taschen, tragen, wovon die Ursache noch nicht ermittelt ist. Frische Pflaumen, namentlich von den saftreichen Arten, machen Vielen nach dem Genusse Beschwerden und nüchtern bekommen selbst völlig reife gewöhnliche Pflaumen nicht Jedem. Gekocht, getrocknet und gebacken, in Mus verwandlt oder eingemacht sind sie dagegen eine zuträgliche Speise und ein nicht unwichtiger Gegenstand des Handels. Die geschälten und entkernt getrockneten heißen Prunellen und Brignolen und kommen in Schachteln verpackt vorzüglich aus Frankreich in den Handel. In Kroatien und Slawonien wird [480] aus den Pflaumen der Slibowitza oder Racky genannte Branntwein bereitet; aus dem Holze des Pflaumenbaums werden schöne Tischlerarbeiten verfertigt.

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Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 480-481.
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