Psalm

[591] Psalm, d.h. Gesang, im Niedersächs. auch Salm, ist die vorzugsweise Benennung der im A. T. enthaltenen, auch im Ganzen der Psalter betitelten Sammlung von 150 Religions- und Nationalliedern der Hebräer. Sie wurden beim Gottesdienst der Israeliten unter Begleitung eines der Harfe ähnlichen Saiteninstruments abgefangen, welches ebenfalls Psalter hieß, und rühren mit Ausnahme des 90., als dessen Verfasser Moses genannt wird, aus der Zeit des Königs David (s.d.), der als Verfasser von 71 derselben durch die Überschrift bezeichnet wird, und nach ihm her. Mehre von diesen 71 sind jedoch nicht von ihm, dagegen aber gehören ihm wahrscheinlich von den übrigen noch manche zu. Aus seinem Zeitalter sind auch die meisten, welche dem Assaph, dem zwölf, sowie dem Haman, welchem der 88., und Ethan oder Jeduthun, welchem der 89. Psalm beigelegt werden und welche unter die von David angestellten Gesang- und Musikmeister für den heiligen Dienst gehörten. Der 72. und 127. Psalm führen den Namen Salomo's, von dem oder wenigstens aus dessen Zeit noch andere herstammen. Einige sind wahrscheinlich von Samuel selbst oder doch aus seiner Periode; die klagenden Psalmen haben wol Propheten zu Verfassern, welche von ihren Zeitgenossen Verfolgungen zu erleiden hatten. Wenige nur von denen ungenannter Verfasser gehören in die nächste Zeit nach Salomo; mehre entstanden in den Tagen der babylonischen Gefangenschaft und der Rückkehr aus derselben, so vermuthlich die mit dem Namen der Kinder Korah bezeichneten. Die sogenannten Aussteigepsalmen, welche man in Beziehung zur Heimkehr von Babylon gebracht hat, allein die wol nur auf die jährlichen Wallfahrten nach Jerusalem und zum Tempel zu deuten sein mögen, sind aus späterer Zeit und einige scheinen selbst den Tagen der Makkabäer anzugehören. Wie der Inhalt der Psalmen, bald freudig, bald klagend, tröstend und belehrend, ebenso verschieden ist ihr dichterischer Werth und wenn einige das Gemüth zur erhabensten Begeisterung fortreißen, und mit den beseligendsten Vorstellungen des Glaubens erfüllen, sind viele doch auch minder erbaulich. Freudiges Vertrauen und kindliche Zuversicht zum Höchsten, Demuth und Anregung zu sittlicher Besserung flößen jedoch die meisten ein. – Unter Psalmist wird ein Sänger von Psalmen, insbesondere David verstanden, doch nennt man auch bildlich neuere Dichter geistlicher Lieder so. – Psalmodie bedeutet das Psalmensingen und auch die Melodie davon.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 591.
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