Pulververschwörung

[595] Pulververschwörung (die) heißt in der engl. Geschichte jener von katholischen Fanatikern unter Mitwirkung der Jesuiten entworfene gräßliche Mordanschlag wider König Jakob I. und beide Parlamentshäuser, welche während der auf den 5. Nov. 1605 anberaumten feierlichen Eröffnung durch den König, mit diesem in die Luft gesprengt werden sollten. Die röm.-katholische Partei hatte nämlich nach dem Tode der protestantisch gesinnten Königin Elisabeth von ihrem Nachfolger Jakob I., einem Sohne der hingerichteten Maria Stuart, große Begünstigungen erwartet, obgleich derselbe nicht in der katholischen Religion erzogen worden war. Jene Erwartungen gingen aber nicht in Erfüllung und eine nicht große Anzahl Fanatiker verschwor sich nun zu Jakob I. Verderben. Einer derselben, Thomas Percy, miethete eins von dem Gewölben unter dem Parlamentshause sowie ein angrenzendes Gebäude, aus dessen Keller mittels Durchbrechen der drei Ellen dicken Mauer eine unterirdische Verbindung mit dem Gewölbe heimlich hergestellt und allmälig auf diesem Wege eine Masse von 36 Tonnen Pulver dahin geschafft wurde. Daß bei der Explosion auch eine Menge Katholiken dem Tod finden mußten, kam nicht in Betracht für die Lenker dieses zur Ehre Gottes begonnenen Anschlags, der erst kurz vorher in Folge einer schriftlichen Warnung entdeckt wurde, welche Lord Mounteagle von einem Ungenannten erhielt. Wenn ihm sein Leben lieb sei, hieß es darin, sollte er von der Sitzung des Parlaments fern bleiben, welchem von unsichtbarer Hand ein furchtbarer Schlag drohe. Der Lord theilte diese Warnung einem Minister, dieser sie dem Könige mit, welcher in der Nacht vor dem 5. Nov. angeblich wegen eines Diebstahls die Gewölbe im Parlamentshause untersuchen ließ, wobei man denn die Pulvertonnen[595] und bei denselben Percy's Bedienten, einen Fanatiker Namens Fawkes, entdeckte, welcher das Pulver entzünden und sich mit in die Luft sprengen wollte. Die Folter nöthigte ihm das Geständniß seiner Mitschuldigen ab, die sich durch die Flucht zu retten suchten, aber theils bei der Verfolgung den Tod fanden, theils, und dabei auch ein Pater Provinzial der Jesuiten, hingerichtet wurden. Eine Folge davon war die Verweisung der Jesuiten und die Einführung von Eiden, welche Alle leisten mußten, die eine geistliche, oder weltliche Anstellung bekommen wollten, die aber kein Katholik ablegen konnte. Diese blieben daher von allen Ämtern ausgeschlossen, was erst durch die 1829 erfolgte Emancipation völlig verändert wurde.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 595-596.
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