Rose

[744] Rose und Rothlauf heißt eine mit Geschwulst, großer Spannung und Brennen oder Reißen in dem zunächst befallenen Theile, mit Unordnungen in dem Verdauungsgeschäft, insbesondere mit fehlerhaften Gallenabsonderungen wesentlich verbundene Entzündung der äußern Haut, wobei diese, nachdem ein oder zwei Tage zuvor ein Fieber entzündlichen Charakters sich eingefunden, mit einem leichten Anstriche ins Gelbliche sich blaß oder rosenroth färbt, glatt und heiß anfühlt und ohne bestimmte Abgrenzung in die gesunde Haut übergeht. Hierzu gesellt sich in der Regel Mangel an Appetit bei mehr oder weniger belegter Zunge, bitterer Geschmack im Munde, Stuhlverstopfung u.s.w. Kann nun auch die Rose alle Theile der äußern Oberfläche des Körpers befallen, so kommt sie doch am gewöhnlichsten im Gesicht und an den Unterschenkeln vor, besitzt eine große Geneigtheit zum Wandern und Zurücktreten und befällt daher zuweilen eine Hautstelle nach der andern oder aber wirst sich auf innere Theile, wie namentlich gern die Gesichtsrose auf das Gehirn. Verläuft sie gutartig und regelmäßig, so mindern sich nach 3–6 Tagen unter gleichzeitigem Eintritte von kritischen Schweißen und Harnabgange oder vermehrten Stuhlausleerungen, Nasenbluten u.s.w. die Anschwellung und Röthung der Haut, die Oberhaut schuppt sich ab, kurz es erfolgt die Zertheilung und mit ihr [744] die Genesung. Nicht immer aber endet die Krankheit so günstig. Zuweilen nämlich steigert sich die Entzündung zu einer ungewöhnlichen Heftigkeit, verbreitet sich in die Tiefe, wo dann die Röthung der Haut nicht so schnell dem Fingerdrucke weicht und dunkler, der Schmerz heftiger, stechend und klopfend wird und das Fieber zunimmt, und geht in Eiterung oder wol gar in Brand über, zu welchem Ausgange die Rose ohnehin unter gewissen Umständen sehr geneigt scheint. Zuweilen bedeckt sich die entzündete Hautstelle auch mit Bläschen und Blasen, die sich entweder mit einer wässerigen oder eiterartigen Flüssigkeit füllen, wo dann die Krankheit im erstern Falle Blasen-, im letztern Blatter-Rose genannt wird. Beide Arten von Rose enden gern mit Verjauchung und brandigem Absterben der ergriffenen Hautstellen. Endlich führt die Krankheit nicht selten auch zur Verhärtung, wie besonders an den Wangen, den Brüsten, den Waden u.s.w., die meist sehr hartnäckig und schmerzhaft ist. Im Allgemeinen scheint das weibliche Geschlecht mehr zur Rose geneigt als das männliche, und bei vorhandener Anlage reicht oft eine geringfügige Veranlassung hin, die Krankheit hervorzurufen. Namentlich gehören dahin Gemüthsbewegungen, außerdem aber kann sie durch den Genuß mancher Dinge, gegen welche einzelne Individuen einen besondern, angeborenen Widerwillen haben, herbeigeführt werden. Gefährlich ist das Zurücktreten der Rose an innere Theile, und je unsteter und flüchtiger und dunkler gefärbt sie ist, je heftiger das Fieber, je jünger oder je älter der Kranke ist, desto bedenklicher ist das Übel; übrigens verträgt die Rose weder Nässe noch Kälte.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 744-745.
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