Ventil

[569] Ventil heißt im Allgemeinen jede Vorrichtung, welche in einer Röhre oder einem Gefäße zu dem Zwecke angebracht ist, die Bewegung einer tropfbaren oder luftförmigen Flüssigkeit, also z.B. von Wasser oder Gas, oder den Durchgang nach einer bestimmten Richtung zu erlauben, die Rückkehr aber zu verhindern. Es muß sich also das Ventil in der freigegebenen Richtung öffnen, was gewöhnlich vom Andrange der Flüssigkeit mit bewirkt wird, wenn diese aber zurückstrebt, ihr den Rückweg versperren, wozu das eigene Gewicht oder die Elasticität derselben ebenfalls meist beiträgt. Je nach der Einrichtung der beim Maschinenbau sehr häufig angewendeten Ventile erhalten diese verschiedene Namen, auch kann man sie in solche eintheilen, welche hauptsächlich für Wasser und ähnliche Flüssigkeiten und in andere, die ausschließlich für luftförmige benutzt werden, was die Blasen-und Wachstaffetventile und die Quecksilberventile sind. Die erstern sind Klappenventile, wenn sie, wie in den gewöhnlichen Brunnenpumpen, aus einer Scheibe von starkem Sohlleder bestehen, die mittels einer Verlängerung an einer Seite, Kelche die Stelle eines Charniers vertritt, auf die Mündung einer Röhre befestigt und deren Form durch eine größere oben und eine in die Röhre passende kleinere, unten damit verbundene Eisen- oder Holzscheibe gesichert wird. In der Saugpumpe öffnet sich das Klappenventil vermöge der über demselben sich verdünnenden Luft und des aus gleichem Grunde in der Röhre emporsteigenden Wassers, wird aber von diesem selbst zugepreßt, sobald die Ursache der Erhebung desselben aufhört. Muschelventile bestehen aus einer convexen, also kugelförmig erhabenen Platte von Metall, die auf eine concave Fläche paßt, in welcher sich die Öffnung befindet. Am Kegelventil hat die metallene Klappe die Gestalt eines abgekürzten Kegels und paßt in eine genau danach geformte Deckels eine Kugel. Scheibenventile kommen blos an Scheibenkolben vor, welche dann durchlöchert, von oben aber mit einer Lederscheibe bedeckt sind, welche beim Niedergehen des Kolbens von dem hindurchdringenden Wasser gehoben, im andern Falle aber vom darüber getretenen Wasser auf den Kolben festgepreßt wird. Auch die Blasen und Wachstaffetventile bestehen aus Klappen, ganz eigenthümlich aber ist die Einrichtung der sogenannten Quecksilberventile, welche besonders bei großen Gasleitungen angewendet worden sind. Wo man nämlich eine beliebige Sperrung in einer Leitung anbringen will, wird die Röhre getrennt und durch ein hohles, nach unten verlängertes und offenes rundes Gefäß wieder verbunden, welches von oben nach unten eine nicht ganz bis an die Öffnung reichende Scheidewand hat. Mit dieser Öffnung steht dasselbe in einem größern, zum Theil mit Quecksilber gefüllten Gefäße, welches für gewöhnlich blos das Entweichen von Gas durch die untere Öffnung hindert. Wird aber das größere Gefäß mittels der daran befindlichen Schraube so weit höher geschraubt, daß die Scheidewand des kleinern mit in das Quecksilber zu stehen kommt, so ist die Gasströmung gänzlich unterbrochen.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 569.
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