Walachen

[642] Walachen (die), Wlachen, oder wie sie sich selbst nennen, Rumani, sind eine in der Walachei, Moldau, in Siebenbürgen (700,000), Ungarn (500,000) und Bulgarien verbreitete Völkerschaft, die gegen 3 Mill. zählt und sich zur griech. Kirche bekennt. Hervorgegangen aus den im Alterthume hier wohnenden Daciern, Gothen und dahin versetzten röm. Ansiedlern, und ihrer Vermischung mit Griechen, Bulgaren und zahlreichen slaw. Stämmen, die während der Völkerwanderung und später diese Gegenden heimsuchten, ist auch ihre Sprache ein ähnliches Gemisch, von welchem jedoch lateinische Elemente die Hälfte ausmachen. Sie ist in der Moldau und Walachei die amtliche und seit 1580 hat sie auch ihre Literatur; auch erscheinen in derselben in jenen Fürstenthümern einige Zeitschriften. Wlach bedeutet übrigens einen Hirten und ist vermuthlich von der frühesten Lebensweise des Volks hergenommen, der es auch noch mit Vorliebe anhängt. Sie entspricht am meisten dem Hange zum Wandern und zur Trägheit, welchem der Wlache so gern nachgibt, daher auch viele als Viehhändler und Fuhrleute umherziehen. Sie sind von untersetztem Körperbau, tragen im Sommer meist ein weites um den Leib gegürtetes Hemd, weite Beinkleider, an den Füßen Sohlen von rohem Leder und ein Beil im Gürtel, das sie mit vieler Geschicklichkeit zu handhaben wissen. Der Adel (Bojaren) hat sich längst europ. Bildung angeeignet und bedient sich im geselligen Verkehr häufig der franz. Sprache. Auch die Kalibassen in Siebenbürgen und die Uskoken in Illyrien und Dalmatien (s.d.) werden von Einigen den Wlachen beigezählt.

Quelle:
Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1841., S. 642.
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