Magnesium

[106] Magnesĭum, Magnium, Talzium (chem. Zeichen Mg), metallisches Element, in der Natur weit verbreitet, aber [106] nicht frei, sondern nur in Salzen (Magnesit, Dolomit, Olivin, Talk, Speckstein, Serpentin, Meerschaum, in den Abraumsalzen, Bitterwässern etc.), aus seinem Chlorid durch Erhitzen mit Natrium oder aus Carnallit durch Elektrolyse dargestellt. Es ist ein silberglänzendes, nicht sehr hartes, an trockner Luft beständiges Metall; spez. Gewicht 1,7, Atomgewicht 24,36; läßt sich feilen, bohren, hämmern, zu Draht ausziehen und in Formen gießen, schmilzt bei 750° und siedet bei über 1000°; an der Luft erhitzt, verbrennt es mit blendend weißem, an chemisch wirksamen Strahlen reichem Licht (s. Magnesiumlicht); mit Baryum- und Strontiumsalzen wird es in der Feuerwerkerei verwendet; das Wasser zersetzt M. langsam beim Kochen, andere Oxyde in der Schmelzhitze und dient daher als Zusatz zu Legierungen, zu deren Befreiung von Oxyden, ferner zur Darstellung von Magnalium (s.d.). – Die Verbindungen des M. ähneln denen des Zinks; die löslichen Magnesiumsalze (Magnesiasalze) schmecken bitter; sie sind zum Teil Abführmittel. Magnesiumoxyd (Bittererde, Talkerde, Magnesĭa usta) entsteht beim Verbrennen des Metalls, aus dem Hydrokarbonat durch gelindes Glühen als lockeres, weißes, amorphes, sehr leichtes Pulver; in Wasser unlöslich, sehr schwer schmelzbar, dient es zu feuerfesten Ziegeln und Tiegeln, als Ofenfuttermaterial im Thomas- und basischen Martinprozeß, auch als Arzneimittel; es verbindet sich mit Wasser zu Magnesiumoxydhydrat (Magnesiahydrat), weißem, amorphem, fast unlöslichem Pulver, Gegenmittel bei Arsenvergiftungen; Magnesiaweiß, aus dem Sulfat durch Ätzkalk oder Ätzbaryt gefälltes Gemisch von Magnesiumhydroxyd und Gips oder Baryt, Füllmittel in der Papierfabrikation. Magnesiumchlorid (Chlormagnesium), Nebenprodukt bei vielen technischen Prozessen, zerfließliche Kristallprismen, auch in Alkohol leicht löslich, bildet Doppelsalze mit Kalium-und Kalziumsalzen, dient als Schlichte für Baumwollfäden, mit Sand und Wasserglas zu künstlichen Steinen, als Feuerlöschmittel, zum Füllen von Gasuhren, zur Kälteübertragung in Kalthäusern und zur Wärmeübertragung in Zentralheizungen (Tekterion); Magnesiumbromid, dem Chlorid sehr ähnlich, kommt im Meerwasser und den Abraumsalzen vor, dient zur Bromdarstellung; Magnesiumsulfat (schwefelsaures M., Bittersalz, Englischsalz), kleine, farblose Kristalle, von unangenehm bitterm Geschmack, in Wasser sehr leicht löslich, verwittert an der Luft; dient zur Darstellung von Natriumsulfat und als Abführmittel. Magnesiumsulfit (schwefligsaures M.), aus dem Karbonat durch schweflige Säure gewonnen, zur Zellulosedarstellung benutzt; Magnesiumhypochlorit (unterchlorigsaures M.), aus dem Hydroxyd durch Chlor gewonnen, Bleichmittel, wie Chlorkalk. Magnesiumphosphat (phosphorsaures M.) findet sich in den Knochen; ein Doppelsalz, das phosphorsaure Ammonium-M., kommt in Harnsteinen und in alten Düngergruben (als Struvit) vor, ist wichtig in der Analyse. Magnesiumkarbonat (kohlensaures M.), in der Natur als Magnesit und im Dolomit; beim Fällen einer Magnesiumsalzlösung mit kohlensaurem Alkali entsteht basisches Salz (Magnesĭum carbonĭcum, Magnesĭa alba) als gelatinöser, körnig werdender Niederschlag, getrocknet eine äußerst lockere, leichte, weiße, fast geschmacklose, unlösliche Masse, Mittel gegen Magensäure, äußerlich als trocknendes Mittel bei Hautleiden, als Puder und Zahnpulver benutzt.

Quelle:
Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 106-107.
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