Aragonien

[266] Aragonien, ehemals ein für sich bestehendes Königreich, jetzt eine Provinz Spaniens (s. d.), hat 1194 Quadrat Meilen und und 2½ Millionen Einwohner, grenzt im Norden an Frankreich, ist gebirgig, wird von den reizendsten Thälern durchzogen und besitzt eine üppige Vegetation. Getreide, Hülsen- und Gartenfrüchte, Flachs und Hanf, Saffran und Färberröthe wachsen in den Ebenen am Ebro. Unter den Weinen liefert es den Frauen den bekannten Muskat; Oliven und Mandeln gedeihen im Uebermaße und die Berge geben Ausbeute an Kupfer, Eisen, Kobald, Quecksilber und edlen Metallen. Seine Geschichte geht bis zu den Römern zurück, denen es die Araber entrissen, bis es im 8. Jahrhundert das Kreuz auf seine Städtemauern pflanzte und das in neuerer Zeit, durch seine heldenmüthige Vertheidigung berühmt gewordene Saragossa zur Hauptstadt wählte. Die Einwohner sind kräftig und muthig, besitzen alle Tugenden der alten Deutschen, von denen sie abstammen, aber nicht die Fehler der Spanier. Mit der Tapferkeit der Männer rivalisirt die der Frauen, welche oft zu den Waffen griffen, wenn es die Noth erheischte. Saragossa sah junge, blühend schöne Weiber mit dem unerschütterlichsten Muthe alle Beschwerden der Belagerung tragen und an der Seite ihrer Männer auf den Wällen kämpfen; man sah sie selbst den[266] Tod wählen, wenn der Herd, den sie vertheidigten, eine Beute des Feindes wurde.

V.

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Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 266-267.
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