Eau de Javelle

[254] Eau de Javelle. Der Chemiker Javelle in Frankreich erfand die in Deutschland schon längst bekannte Methode, organische Substanzen schneller als gewöhnlich zu bleichen, indem er Salzsäure dazu anwandte, wie man dieß vor ihm schon 20 Jahre lang gethan. Allein erst da diese bekannte Methode als eine neue Kunst aus Frankreich kam, fand sie Eingang. Der Name des deutschen Entdeckers ist verloren, und der Franzose prangt auf Millionen Flaschen mit Eau de Javelle. Man nimmt ein Maß Potaschenauflösung (concentrirt), verdünnt dieselbe mit 20 gleichen Maßen reinen Wassers, und leitet Chlorgas durch die verdünnt Potaschenflüssigkeit. Hat man nun Leinwand zu bleichen, ja bunt gedruckten oder gefärbten Kattun blendend weiß zu machen, so taucht man das Zeug 4–6 Stunden (rohe Leinwand, nachdem ihr die Schlichte genommen, und sie gewaschen und gewalkt ist) in das so zubereitete Wasser, bis der eigenthümliche Geruch nach Chlor sich verloren hat, wäscht den Stoff sorgfältig aus, und läßt ihr hierauf in einer schwachen Potaschenlauge über Nacht stehen, damit[254] Alles, was an Säure dem Zeuge nachtheilig werden könnte, durch die Lauge neutralisirt werde. Dieses Verfahren wird so lange fortgesetzt, bis das zu Bleichende die erforderliche Weiße hat. Diese wird so vollkommen, daß etwas Aehnliches auf grünem Rasen durch Sonne und Wasser nie erreicht werden kann, überdieß verliert das Zeug bei weitem nicht so viel an Gewicht wie auf dem gewöhnlichen Wege, doch ist die größte Vorsicht anzuempfehlen, denn wie unschädlich bei gehöriger Behandlung auch diese Art zu bleichen ist, so wird doch bei Vernachlässigung der nöthigen Aufsicht das Zeug mürbe und zerfressen.

V.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 254-255.
Lizenz:
Faksimiles:
254 | 255
Kategorien: