Göttingen

[484] Göttingen, die Hauptstadt des Fürstenthums gleiches Namens, zum Königreich Hannover gehörend, mit einer Universität, erhebt sich freundlich am Fuße des Hainberges an einem Canale der Leine. Sie zählt 1053 Häuser mit 11,000 Ew. und blüht durch Industrie, Handel und Gewerbe. Nächst einer Industrieschule sind Tuchfabriken und Wollwebereien, Mettwurst- und Leinewandhandel im Flor. Die königliche Societät der Wissenschaften, Seminarien und Hilfsanstalten, Sammlungen und die reichste Bibliothek Deutschlands, mit 300,000 Bänden und 5000 der vorzüglichsten Handschriften, sind Zierden der Stadt. Georgia Augusta, die Einzige, die unter allen deutschen Hochschulen einen europäischen Charakter an sich trägt, von Britanniens Beherrscher Georg II. 1735 gestiftet, zählt immer an 1500 Studirende. Vielseitig ist der Einfluß, welchen die Frauen Göttingens auf die akademische Jugend durch Anstand, seine Bildung und geselligen Umgang ausüben, aber zahlreich[484] sind auch die Männer, deren Ruf von dort aus sich über die ganze civilisirte Welt verbreitete. Wer ehrte nicht einen Blumenbach, Haller, Heeren, Voß, Hölty und Heyne, Johann von Müller und Bürger? Letzterem weihte Göttingen dankbar ein einfaches Denkmal, das jetzt noch Zierde der Stadt ist.

J.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 4. [o.O.] 1835, S. 484-485.
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