Heidelberg

[209] Heidelberg, Universität-, Handel- und Fabrikstadt des Großherzogthums Baden mit 11,000 Ew. Wie eine junge Braut mit Weinlaub und Reben bekränzt, liegt sie in einer reizenden Gegend voll lachender Gärten, sanften Bergabhängen, durchströmt von dem Neckar, über welchen eine 700 F. lange und 30 F. breite Brücke führt. In der Nähe der Stadt, nach Mitternacht, erhebt sich der Heiligenberg mit Burg und Klosterruinen; südöstlich der majestätische Geisberg, dessen Gipfel – der hohe Königsstuhl – mit einem Wald von Kastanien bedeckt ist, und vor ihm, auf dem über der Stadt emporragenden steilen Felsenhügel am Eingang in's Neckarthal das weltbekannte Heidelberger Schloß, ehemals die Residenz der Pfalzgrafen, eine ehrwürdige Ruine. Der östliche Theil des Schloßgartens, unmittelbar über dem Neckar, wird von massiven Bogengängen getragen, welche, vom Ufer gesehen, den überraschenden Anblick von schwebenden Gärten gewährt. Noch enthält der Schloßkeller das vielbesungene Heidelberger Faß, das ehemals mit 520 Fuder des besten Weines gefüllt war. Nächst dem bedeutenden Weinhandel verbreitet die prächtige Bergstraße zwischen Frankfurt und Basel, wie zwischen Mannheim und Schwaben, Franken und Sachsen, ein bewegtes Leben. Unter den Gebäuden zeichnet sich die heilige Geistskirche mit ihren alterthümlichen Gräbern mehrerer Pfalzgrafen aus. Auf dem Königsstuhle wurde 1831 der 90 F. hohe Jacobithurm erbaut, von dessen Zinnen man eine der herrlichsten Aussichten Deutschlands genießt, und vor dem Mannheimer Thore befindet sich jetzt ein sehr sehenswerther botanischer Garten.

K.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 209.
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