Palladium

[74] Palladium, ein hölzernes Bild der Pallas Athene von großer Berühmtheit. Vom Himmel herab war es gefallen, glückbringend, schirmend, schützend; daher rühmten sich mehrere Städte des [74] Alterthums eines solchen, soz. B. Athen, Rom, Troja u. A. Letztere Stadt behauptete vor allen andern, das ächte Palladium zu besitzen, und erzählte folgende Mythe: Athene kämpfte mit der Tochter ihres Pflegevaters Triton, und letztere war im Begriff, die Göttin zu verwunden, als Zeus, um seine Tochter zu beschirmen, der Feindin die Aegis vorhielt. Erschreckt durch das versteinernde Medusenbild stand jene, und die Göttin durchbohrte sie mit ihrer Lanze, wurde aber gleich darauf von Trauer und Reue über die allzurasche That erfüllt. Sie ließ ein Bild anfertigen, welches der Pallas ähnlich war, behing es mit der Aegis, und stellte es neben den Göttervater. Dieser verfolgte einst die Elektra, welche er liebte, sie floh schutzsuchend zu dem Pallasbilde, aber Athene, über diesen Vorgang erzürnt, warf es herab nach Troja. Dort fand es Ilos, der Begründer dieser Stadt, und stellte es zur Verehrung in einem Tempel auf. An die Erhaltung des Bildes knüpfte sich die Erhaltung der Stadt. Am Ausgange des trojanischen Krieges raubten Diomedes und Odysseus listig das Palladium, und Priams Veste fiel. In Rom wurde das Palladium unter der Form eines Schildes im Tempel der Vesta aufbewahrt, so heilig, daß Niemand sich rühmen konnte, es gesehen zu haben, ja nicht einmal der Pontifex Maximus durfte es erblicken. Die spätere Zeit hat den Begriff des Schutzes beim Worte Palladium besonders festgehalten, und so gebrauchen wir es noch oft in figürlicher Rede und allegorisirender Bedeutung.

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Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 74-75.
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