Palládium [1]

[333] Palládium Pd, eins der Platinmetalle, das zu etwa 2 Proz. im Platinerz, zu 5–10 Proz. in einigen Sorten brasilischen Goldes, fast rein im brasilischen Platinsand und außerdem in selenhaltigen Erzen von Tilkerode und spurenweise in Blei- und Silbererzen, daher auch in dem meisten Silber vorkommt. Zur Darstellung schmilzt man brasilischen Goldstaub mit Silber zusammen, granuliert, behandelt mit Salpetersäure, fällt aus der Lösung das Silber mit Salzsäure und dann das P. mit Zink. Aus ammoniakalischer Palladiumchloridlösung wird das Metall durch Elektrolyse abgeschieden. P. ist etwas[333] weißer, weicher, geschmeidiger, leichter schweißbar und schmelzbar (1950°) als Platin, Atomgewicht 106,5, spez. Gew. 11,8. Bei sehr hoher Temperatur verflüchtigt es sich unter Bildung grünlicher Dämpfe. Geschmolzenes P. und glühender Palladiumschwamm absorbieren über 6 Proz. Sauerstoff. In der Spiritusflamme berußt es und bildet schwarze Auswüchse von Kohlenstoffpalladium. Es ist an der Luft bei gewöhnlicher Temperatur unveränderlich, beim Erhitzen an der Luft läuft es violett an, aber bei stärkerm Erhitzen wird es durch Reduktion des Oxyds wieder glänzend. Es schwärzt sich nicht durch Schwefelwasserstoff, löst sich in Königswasser, Salpetersäure, heißer Schwefelsäure und in Jodwasserstoffsäure, sein verteiltes P. bei Luftzutritt auch in Salzsäure. Es löst sich auch in schmelzendem Kaliumbisulfat und wird beim Schmelzen mit Salpeter oder Ätzkali oxydiert. P. absorbiert bis 982 Volumen Wasserstoff unter Volumenvergrößerung und verliert den Wasserstoff wieder beim Erhitzen und unter Selbsterhitzung an der Luft. Mit Wasserstoff gesättigtes P. entspricht der Formel Pd3H2 und ist als eine Legierung von Wasserstoff mit PdH2 zu betrachten. Zink überzieht sich in Palladiumchlorürlösung mit einer fest haftenden Schicht von Palladiummohr und wirkt dann sehr kräftig reduzierend. Von Sauerstoffverbindungen kennt man schwarzes Suboxydul Pd2O, schwarzes Oxydul PdO und schwarzes Oxyd PdO2, das keine bestimmten Salze bildet und mit Salzsäure Chlor entwickelt. Palladiumchlorür PdCl2 entsteht beim Lösen von P. in Königswasser und Verdampfen der Lösung zur Trockne, bildet braune Kristalle mit 2 Molekülen Kristallwasser, zersetzt sich beim Stehen der Lösung und beim Erhitzen, wobei zuletzt Metall zurückbleibt. Kaliumpalladiumchlorür PdK2Cl4 bildet rote Kristalle, wird beim Erhitzen schwer, durch Wasserstoff leicht reduziert. Die Lösung von P. in Königswasser enthält auch Palladiumchlorid PdCl4; dies ist im freien Zustand nicht bekannt, weil es sofort unter Entwickelung von Chlor zerfällt, es bildet aber mit Chlorammonium schwer lösliches, hochrotes Ammoniumpalladiumchlorid (NH4)2PdCl6, das beim Erhitzen schwammförmiges P. (Palladiumschwamm) hinterläßt. Eine möglichst säurefreie Lösung des Chlorürs ist ein gutes Reagens auf Leuchtgas, Kohlenoxyd, Methan, Äthylen, indem damit getränkte Leinwand durch jene Gase schwarz wird. Jodkalium fällt aus Palladiumsalzen schwarzes voluminöses, in Wasser, Alkohol und Äther unlösliches Palladiumjodür PdJ2. Man benutzt P. und Palladiumlegierungen zu Skalen und Kreisteilungen an astronomischen Instrumenten, zu Impfnadeln, zum Befestigen künstlicher Zähne; auch eine Legierung aus 1 Silber und 9 P. wird von Zahnärzten benutzt, und eine solche aus P., Silber, Gold und Kupfer eignet sich zu Zapfenlagern in Uhren. Elektrolytisch gefälltes P. ist sehr glänzend, und man überzieht daher silberne Scheinwerfer mit P. Versilberte Gegenstände überzieht man sehr dünn mit P., das die Schönheit der Farbe nicht beeinträchtigt und durch Schwefelwasserstoff nicht anläuft. Palladiumschwamm benutzt man in der Gasanalyse. P. wurde 1803 von Wollaston entdeckt.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 333-334.
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