Papier

[86] Papier. Es ist unmöglich nachzuweisen, wann und wie dieses zum Schreiben, Drucken etc. unentbehrliche Material erfunden ward, da ein 1000jähriger Schlaf aller Wissenschaften die meisten Fäden, welche unsere Zeit mit dem Alterthume verbanden, zerschnitten hat. Als das älteste Papier gilt uns das ägyptische, aus der Papyrusstaude gefertigte, dessen man sich bis zum 8. Jahrh. allgemein bediente. Damals kam das Baumwollenpapier aus der Bulgarei nach Europa, wurde indeß erst im 11. Jahrh. durch die Araber von Spanien aus bekannter. Letzteres, wie Italien, Frankreich und Deutschland, besaßen 1300 schon Mühlen, die aus baumwollenen Lumpen Papier fabricirten. Durch die Schwierigkeit, in [86] Deutschland zu mäßigem Preis Baumwolle zu erlangen, kam man auf die Idee dafür Leinwand zu nehmen, und dieses Papier verdrängte bald durch größere Festigkeit alle andern. Die Stadt Kaufbeuern bewahrt eine Urkunde von 1318 auf leinenem Papier, doch darf sich Deutschland die Erfindung schwerlich mit Recht zuschreiben, da Frankreich einen Brief an den h. Ludwig von 1270, Spanien aber Urkunden von 1178 und 1251 auf leinenem Papier besitzen; allerdings haben indeß diese Länder noch lange nachher Baumwollenpapier benutzt, also die Wichtigkeit des Surrogats gar nicht eingesehen. Das sogenannte Maschinenpapier wurde 1801 in Frankreich von Didot erfunden, und später in England etc. so verbessert, daß bereits mehr als die Hälfte aller Bücher, Zeitungen etc. darauf gedruckt wird. Dieß Papier wird nicht in einzelnen Bogen geschöpft, sondern in beliebiger Länge und Breite gefertigt und erhält noch eine besondere Appretur, welche ihm das gefälligere Ansehen gibt. – Buntes Papier wird theils aus farbigen Lumpen, theils aus gefärbtem Ganzzeuge gemacht, oder auch nach dem Trocknen gefärbt etc. – Bei dem ungeheueren Papierbedarf reichen die leinenen Lumpen überall nicht zu, und so hat man in neuester Zeit Stroh, verfaultes Holz, Kartoffelstängel, Flechten etc., doch ohne großen Erfolg, benutzt. (Vergl. d. A. Papyrus, Pergament, Tapeten.)

V.

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Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 86-87.
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