Reineke der Fuchs

[382] Reineke der Fuchs. Unter diesem Namen wurde im 15. Jahrh. zuerst durch eine niedersächsische Bearbeitung ein episches, fabelhaftes Gedicht bekannt, das mit einem großen Aufwande von Witz und Satyre die Schicksale Reineke's (des Fuchses) an dem Hofe des Königs Nobel ( Löwen) schildert, die Schlauheit des Fuchses erzählt und seine übrigen seltsamen Abenteuer und Gefahren beschreibt, denen er sämmtlich durch die Pfiffigkeit seiner Anschläge entging. Sehr wahrscheinlich versteckte der Verfasser des Gedichtes unter dieser harmlos-witzigen Hülle seinen Zorn über die Mängel und Fehler an irgend einem Hofe. Die erste Bearbeitung in niedersächsischer Mundart erschien unter dem Titel: »Reineke de Vos« zuerst 1495 zu Lübeck, und ward in sehr kurzer Zeit eine Lieblingslectüre des Volkes. Aller Forschungen ungeachtet konnte man sich doch nie über den wahren Verf. vereinigen. Rollenhagen, der bekannte Verf. des »Froschmaisters,« stellt in der Vorrede zu diesem Gedicht einen Nikolaus Baumann auf, der in den Diensten des Herzogs von Jülich stand, in Ungnade fiel und in Rostock unter dem Herzog Magnus 1523 starb. Lange hielt man diesen für den Verfasser, fand aber später, daß die eigentliche Fabel bereits in der Mitte des 13. Jahrh. bekannt war. Gelehrte der neuesten Zeit fanden die Quelle des Fabelgedichts im Französischen; namentlich erwarb sich der franz. Gelehrte Méon ein Verdienst um die Sammlung der verschiedenen Handschriften, deren er 12 in altem Französisch zusammenstellte und herausgab unter dem Namen, »Roman du renard.« Als Bearbeitungen im Hochdeutschen sind die bekanntesten und glücklichsten die von Göthe in Hexametern, von Soltau im Versmaße des Originals, und in neuester Zeit von E. Ortlepp zu nennen. Auch eine Fortsetzung des Gedichtes lieferte Sparre, eigentlich Renner, betitelt: »Hennynk de Han«

W.....m.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 382-383.
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