Uhland, Johann Ludwig

[251] Uhland, Johann Ludwig. Für den Allbekannten genügen wenige Worte, um ihn näher zu bezeichnen. Was frisch und kräftig ist in Deutschland, das hat auch Uhland gelesen, den Sänger deutscher Kraft, deutscher Freisinnigkeit, deutscher Hoffnung und deutschen Ruhmes. In eilff starken Auflagen sind Uhland's wackere Lieder und Romanzen durch alle deutsche Länder verbreitet, und mancher stille Bürger verwahrt sorgfältig das theuere Buch neben seiner vom Großvater ererbten Bibel. – Uhland ward am 26. April 1787 zu Tübingen geb., besuchte die Schule seiner Vaterstadt, studirte ebendaselbst und lebte später theils in Tübingen, theils in Stuttgart als Advocat. Eine Reise nach Paris machte ihn mit den Schätzen des Mittelalters in der dortigen Bibliothek vertraut, seine Studien des Altdeutschen mehrten die Liebe zur Vorzeit und schenkten uns die treffliche Abhandlung: »Ueber Walter von der Vogelweide.« Als Advocat genießt U. eben so hoher Achtung, wie als Dichter. Er ward zu verschiedenen Malen in die Kammer der Abgeordneten erwählt und übernahm 1830 auch eine Professur der deutschen Sprache und Literatur, die er jedoch bald wieder niederlegte,[251] um ganz ungestört seinen ständischen Pflichten sich hingeben zu können. Außer seinen Gedichten gab er früher zwei Dramen heraus: »Herzog Ernst von Schwaben« und »Ludwig der Baier.« Seine neueste Schrift:. »Ueber den Mythus der nordischen Sagenlehre von Thor« erschien im vorigen Jahre und ist die Frucht langer und tiefer Forschungen in den reichhaltigsten Quellen.

W......m.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 251-252.
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