Uhland

[125] Uhland, 1) Ludwig Joseph, geb. 1722 in Tübingen, wurde 1745 Repetent daselbst, 1749 Diakonus in Marbach u. 1753 in Tübingen, 1761 Professor der Geschichte u. 1777 der Theologie daselbst; er schr.; Annotationes historicae in Hoseam, 1785–95, u. m. a. 2) Ludwig, Enkel des Vor., geb. 26, April 1787 in Tübingen, erhielt seine wissenschaftliche Vorbildung auf dem dortigen Gymnasium, studirte daselbst 1805–8 Jurisprudenz, wurde 1810 Advocat u. arbeitete 1812 eine Zeitlang im Bureau des Justizministeriums zu Stuttgart. Als der König Friedrich von Württemberg 1815 die Stände zusammenrief, nahm sich U. der projectirten Constitution sehr an, wurde 1819 von dem Oberamt Tübingen u. 1820 von der Stadt Tübingen selbst zum Ständemitgliede u. später zum weiten Ausschuß gewählt. 1830 wurde er Professor der Deutschen Sprache u. Literatur an der Universität Tübingen, legte aber diese Stelle 1833 nieder, weil er von der württembergischen Regierung keinen Urlaub zum Eintritt in die Landschaft erhielt. Als Mitglied derselben gehörte er zur Opposition, nahm aber 1839 die Wahl nicht wieder an u. lebte fortan in Zurückgezogenheit. Im März 1848 wurde er als württembergischer Vertrauensmann dem Bundestag beigeordnet, trat hierauf für den Wahlbezirk Tübingen-Rottenburg in die Constituirende Deutsche Nationalversammlung, wo. er der gemäßigten Linken angehörte u. dem Rumpfparlamente nach Stuttgart folgte, nahm im October 1850 als Mitglied des wüttembergischen Staatsgerichtshofs seine Entlassung u. hielt sich zum Zweck historischer Forschungen 1852 in der Schweiz u. 1853 in Berlin auf, lebte dann in literarischer Thätigkeit in Tübingen u. st. daselbst 13. Nov. 1862. U. ist nicht allein als Dichter, sondern auch als Forscher auf dem Gebiete der Deutschen Literatur- u. Sagenkunde von Bedeutung. Als Dichter stand er an der Spitze der Schwäbischen Dichterschule, s. Deutsche Literatur S. 913. Seine ersten Poesien fallen in das Jahr 1804, die erste Sammlung seiner Gedichte erschien Tübingen 1815, 47. A. Stuttg. 1863 (ins Englische übersetzt von Alexander Platt, Lpz. 1848). In seinen poetischen Producten spiegelt sich ein tiefes, zartes, für alle Seiten u. Ansichten der Natur u. des Lebens, empfängliches Dichtergemüth. Die poetischen Formen des Südens, bes. Italiens u. Spaniens, hat U. mit Leichtigkeit u. Glück nachgebildet, aber auch der altdeutsche Volksgesang mit kindlicher Einfalt u. Anmuth klingt in ihnen nach, bes. in seinen Liedern, Balladen u. Romanzen. Er schr. auch die Dramen: Herzog Ernst von Schwaben, Heidelb. 1817, n. A. ebd. 1839, u. Ludwig der Baier, Berl. 1819, n. A. Heidelb. 1846, gesammelt als Dramatische Dichtungen, Stuttg. 1863; Versuch über das altfranzösische Epos, in Fouque's Musen, 1812; u. zuletzt mehre Abhandlungen in Pfeiffers Germania; ferner: Walther von der Vogelweide, Stuttg. 1822; Sagenforschungen (der Mythus von Thor nach nordischen Quellen), ebb, 1836; u. gab heraus: Alte hoch- u. niederdeutsche Volkslieder, Stuttg. 1844 f., 2 Abth. Vgl. Gustav Liebert, L. U. Eine Skizze, Hamb. 1857; F. Notter, L. U. Sein Leben u. seine Dichtungen, Stuttg. 1863; I. Gihr, L. U. Ein Gedenkbuch für das deutsche Volk, ebd. 1863; L. U. Gedenkblätter auf das Grab des Dichters, Tüb., 1862.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 125.
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