Vera Cruz

[320] Vera Cruz, eine leuchtende Perle im mexikanischen Staatendiadem, ein 1005 Quadrat M. großes, von 250,000 Einw. belebtes Küstenland, welches sich als ein schmaler malerischer Streifen in einer Breite von etwa 16 M. längs der Campechebai hinzieht. Sumpfig und sandig an den Küsten, erhebt es sich nach und nach in stolzen Terrassen zu einem schneebedeckten Gebirgslande, während das Klima der Tropenländer die Thäler mit tausend üppigen Blumen und Früchten schmückt. Vanille, Jalappe, Saffanille; Kaffe und Tabak sind Hauptprodukte des Landes. – An der Küste der schon erwähneten Campechebai in einer unfruchtbaren, von giftigen Sumpfdünsten umhüllten Sandgegend erhebt sich die gleichnamige Hauptstadt, der Haupthandelsplatz der Ostküste, trotz seiner schlechten Rhede. 16,000 Menschen beleben die Stadt; freundlich reihen sich die aus Korallen erbauten Häuser aneinander; doch desto unfreundlicher gebehrdet sich der Sommer. Dann wird V. (wörtlich das »wahre Kreuz«) zu einem wahren Grabkreuze für die Europäer; dann kommen selbst die Bewohner des Hochlandes nicht mehr in die Stadt und Furcht vor[320] der gräßlichen Harpye, dem gelben Fieber. Im J. 1519 landete Cortez (s. d.) mit seiner kleinen Schar an dieser Küste. Da erzitterte das tausendjährige Kaiserreich in seinen innersten Grundfesten vor einem Häuflein Weißer, und der stolze mex. Götterdienst beugte sich vor dem Kreuze. Eine prächtige Wasserleitung breitet ihre silbernen Arme durch die Stadt. Gegenüber auf der kleinen Hafeninsel Ullua (St. Juan de Ullua) thront eine sehr feste Citadelle und ein schöner Leuchtthurm.

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Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 320-321.
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