Wallenstein, Albrecht von

[374] Wallenstein, Albrecht von, Albrecht Graf von, Herzog von Friedland, einer der bekanntesten Helden des 30 jährigen Krieges, von Schiller in seiner unübertrefflichen Triologie für alle Zeiten verherrlicht, erblickte das Licht der Welt am 15. Septbr. 1583 zu Hermanic in Böhmen. Seine Erziehung war für jene Zeiten ungewöhnlich sorgfältig, auch bereiste er Italien, Frankreich, die Niederlande und Deutschland, und bereitete sich so würdig auf die große ihm bestimmte Rolle vor. Schiller's 30 jähriger Krieg, überall bekannt und gelesen, überhebt uns der Erzählung seiner Kriegsthaten; 1623 erhob ihn Ferdinand II. zum Reichsfürsten und Herzog von Friedland, 1629 zum Herzog von Mecklenburg, obgleich er das letztere Land nach dem Einmarsch der Schweden und in Folge seiner ersten Entsetzung vom Commando (1630) nur kurze Zeit behauptete. Außerdem betrug sein Vermögen in Gütern über 50 Mill. Gulden, so daß er eine königl. Hofhaltung unterhalten konnte. Als 1631 die Noth den Kaiser zwang, seinen schwer gekränkten Feldherrn wieder aufzusuchen und dieser nach langem Weigern endlich eine neue Armee zu schaffen versprach, da zeigte sich die wunderbare Macht seines Namens und Reichthums in hellstem Lichte; in weniger als 6 Monaten erschien ein Heer von 50,000 M. vollständig ausgerüstet im Felde, ohne daß der Kaiser einen Heller dazu hergegeben. Auch die nun folgenden Feldzüge bewiesen den Schweden, daß ihnen jetzt ein würdiger Gegner entgegentrete. – Unterhandlungen, welche W. mit Schweden und Sachsen zur Herbeiführung eines Friedens anknüpfte, und zu denen er nach seinem Vertrage mit dem Kaiser wohl berechtigt war, wurden von Feinden und Neidern benutzt, um Ferdinand II. gegen seinen Retter[374] Mißtrauen einzuflößen; man beschuldigte ihn nach Böhmens Krone zu streben, ja er sollte den Kaiser entthronen wollen. Nur zu leicht gewannen solche Einflüsterungen Glauben bei Hofe, denn am 24. Januar 1634 erschien ein Patent, welches W. für einen Rebellen und für vogelfrei erklärte. Erst in Eger, wohin sich dieser am 24. Febr. zurückzog, vorher noch immer hoffend, dem Kaiser über die Unwahrheit jener Beschuldigungen die Augen zu öffnen, wurde ihm genaue Nachricht von jenem Patent, und jetzt endlich entschloß er sich, zum Verrath gezwungen, den Anträgen der Schweden Gehör zu geben. Doch schon am folgenden Tage (25. Febr.) brach der Hauptmann Deveroux spät Abends in W's Schlafzimmer und erstach ihn! – So endete einer der größten Deutschen, Oestreichs zweimaliger Retter

......... der Schöpfer kühner Heere,

Des Lagers Abgott und der Länder Geißel,

Die Stütze uno der Schrecken seines Kaisers,

Des Glückes abenteurlicher Sohn,

Der von der Zeiten Gunst emporgetragen

Der Ehre höchste Gipfel rasch erstieg...

und erst unserer Zeit war es vorbehalten seine Unschuld klar darzuthun. Leider konnte der edle Dichter die für jene Zeitperiode jetzt geöffneten historischen Archive nicht benutzen, und so fußt seine historische Ansicht von des »Friedländers« Wirken und Wollen auf jenen unwahren Berichten seiner Feinde.

S.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 374-375.
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