Weben

[396] Weben. Die Kunst zu weben, jetzt ein zunftmäßiges Gewerbe in den Händen der Männer, war den ältesten Völkern schon nicht unbekannt; ihre Entstehung verliert sich in die Mythen der Vorzeit, und fast immer waren es Frauen, denen man diese Erfindung zuschrieb. Narma, Lamech's Tochter, galt bei den Juden, Isis bei den Aegyptern, Athene bei den Griechen und Pamphilia auf der Insel Kos als Erfinderin des Webens. Eine der geschicktesten Weberinnen des alten Griechenlands war Arachne (s. d.), [396] die selbst mit Pallas um den Preis rang und dafür in eine Spinne verwandelt wurde. Die Griechinnen, welche ganze Kleider aus Flachs und Wolle webten, verrichteten diese Arbeit stehend. Die Aegypter webten sitzend und ließen auch Männer daran Theil nehmen. In Arkadien wird König Arkas als derjenige genannt, welcher diese Kunst dort einführte. In Rom webten nur Frauen, als aber dort Luxus und Sittenverderbniß über Hand nahm, überließ man diese Arbeit den Sclavinnen, und jede vornehme Römerin hatte ihre besondere Spinn- und Webestube, wo sie nur selten selbst hinkam. Daß die Kaiserin Livia ihrem Gemahl, dem Kaiser August, die Hausgewänder selbst wirkte, wurde ihr als Ziererei und stolze Demuth ausgelegt. Von der Weberei der alten Deutschen ist uns wenig bekannt, doch wirkten ihre Frauen in Wolle und Flachs; erst im Mittelalter wurde man mit der Baumwolle und Seide bekannt, erfand verschiedene Weberstühle und mit diesen jene Menge seiner, glänzender Stoffe, in deren Verfertigung jetzt alle civilisirten Länder mit einander wetteifern, obschon fast jedes Land in irgend einem Stoffe Meister geblieben ist, denn man weiß z. B., daß Schlesien, Holland und Irland sich in der Leinwandweberei, Sachsen, die Niederlande und England in der Tuchweberei, England, Sachsen und die Schweiz in der Baumwollenweberei, Italien und das südl. Frankreich in der Seidenweberei etc. auszeichnen. In Baumwollensachen haben in neuerer Zeit die Maschinen den Weberstuhl gar sehr verdrängt.

4.

Quelle:
Damen Conversations Lexikon, Band 10. [o.O.] 1838, S. 396-397.
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