Propheten

[812] Propheten kommen in der mittelalterlichen Kunst entweder, wo es sich um messianische Weissagungen[812] handelt, vereinzelt mit anderen Personen des alten Testaments vor, z.B. mit Jakob, Moses, David, oder zusammen, namentlich die vier grossen Propheten mit Aposteln, Evangelisten, Engeln oder den Sibyllen. Ihre allgemeinen Attribute sind eine Schriftrolle oder ein Spruchband mit dem Namen in der Hand, Sandalen an den Füssen, aber kein Nimbus. Die Darstellungsweise der einzelnen Propheten ist folgende:

Jesajas hält den Mandelblütenzweig oder das Christuskind, dessen Kommen er weissagte, oder eine Säge, weil er auf der Flucht von einer Zeder verschlungen und in dieser zersägt worden sein soll.

Jeremias trägt nach Jer. 1, 11 den Wächterstab, d.h. die Rute des Zornes, oder nach 1, 12 einen hoch schwebenden Kessel.

Hesekiel hält ein Thor mit Türmen auf der Hand, weil er sein Volk mit dem Wiederaufbau des Tempels tröstete.

Daniel, ein Jüngling mit eng anliegender Kleidung und phrygischer Mütze, oder unbekleidet mit ausgestreckten Armen in der Löwengrube liegend.

Hosea betet mit ausgestreckten Armen, neben ihm eine säugende Mutter mit Knabe und Töchterlein, nach 1, 3 ff.

Joel mit dem Löwen, der ihn zerrissen haben soll.

Amos nach 7, 14 als Hirt mit Hirtenstab, von Schafen umgeben, neben ihm ein wilder Feigenbaum.

Obadja oder Obdias, Wasserkrug j und Brot neben sich.

Jonas schläft in der Kürbiskeule (4, 6) oder wird vom Fisch verschlungen und ausgeworfen, unzähligemal dargestellt.

Micha oder Michäus, nach 5, 1 mit der Linken zum Himmel, mit der Rechten auf ein Kind weisend.

Nahum, der Prophet des Unterganges von Ninive, jugendlich dargestellt, wandelt über Bergspitzen (nach 2, 1) oder hat dürres Holzwerk neben sich, das vom Feuer Gottes vernichtet wird.

Habakuk, als Knabe, wie ihn der Erzengel Michael bei den Haaren durch die Luft entführt, um dem Daniel in der Löwengrube Brot und Obst zu bringen.

Zephanja trägt eine Laterne, um nach 1, 12 Jerusalem zu durchsuchen.

Haggai hat nach 2, 9 einen Geldbeutel in der Hand, aus dem Geld herausfällt.

Sacharja oder Zacharias hat die mit dem Tempelbau beschäftigten Juden oder nach 4, 2 den siebenarmigen Leuchter neben sich.

Maleachi nach 3, 1 mit einem Engel, oder mit drei Schafen, deren eines blind, ein zweites lahm ist. Müller und Mothes, Archäol. Wörterbuch.

Quelle:
Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 812-813.
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