Beethoven

[457] Beethoven (Ludwig von), einer der größten und eigenthümlichsten Tondichter, war 1770 zu Bonn geboren. Sein Vater, Tenorist an der kurfürstl. Kapelle, ließ ihn früh in der Musik unterrichten, für die er bald außerordentliches Talent verrieth; schon als 11jähriger Knabe componirte er Sonaten und Lieder. 1792 kam er als Hoforganist nach Wien, wo er sich besonders unter Haydn und Albrechtsberger vervollkommnete, und durch sein Klavierspiel, namentlich durch seine freien Phantasien, Bewunderung und Beifall erntete. Der Ruf durch seine Compositionen gründete sich erst später. Um ihn in Wien festzuhalten, sicherten ihm einige Freunde, darunter Erzherzog [457] Rudolf, 1809 einen jährlichen Gehalt von 4000 Gulden. Frei von Sorgen um eine Existenz zog er sich nun allmälig zurück, nur in seiner Tonwelt lebend, und dieß mehr noch, als ihn ein Gehörleiden befiel, das sich zuletzt bis zu gänzlicher Taubheit steigerte. Aber diese Zeit der Isolirung von der Welt ist auch die Zeit seiner großartigsten und tiefsten Schöpfungen. Er starb den 26. März 1827. B. verließ in seinen Compositionen bald den Weg der Wiener Schule, um ganz aus der Eigenthümlichkeit seines außerordentl. Geistes zu schaffen, und so kamen jene Schätze zu Tag, jene Sonaten, Quartetten, Symphonien und Concerte, die durch hohe Originalität wie durch Großartigkeit, Ernst und Tiefe des Gefühls durch alle Zeiten glänzen werden. Opern schrieb er nur eine, den »Fidelio«, der anfangs wenig Glück machte, später aber um so begeisterter aufgenommen wurde. Gleich ausgezeichnet sind seine Messen, besonders die Missa solemnis in D moll und seine Liedercompositionen, namentlich die unübertreffliche »Adelaide

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 457-458.
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