Fernrohr

[687] Fernrohr, optisches Instrument, um entfernte Gegenstände deutlicher und größer, und daher scheinbar näher zu sehen als mit freiem Auge; besteht aus einer Röhre mit zwei oder mehren geschliffenen Gläsern, deren eines, das größere, dem Gegenstand zugekehrt ist und ein Bild von demselben gibt (Objectivglas), während das andere kleinere dem Auge zugekehrt ist und das von dem Objectivglas gegebene Bild des entfernten Gegenstandes vergrößert (Augen- oder Ocularglas). In Holland erfunden um 1590; als Erfinder werden Verschiedene angegeben: Jakob Metius, Jansen, Lippersheim, Brillenmacher in Middelburg etc. Galilei, der 1609 davon gehört, verfertigte selbstständig ein verbessertes F., u. gilt somit als der 2. Erfinder. Diese ersten Fernröhren, holländische od. Galileiʼsche genannt, hatten ein convexes Objectiv- und ein concaves Ocularglas, welche um den Unterschied ihrer Brennweiten von einander gestellt waren. Sie zeigten den betrachteten Gegenstand aufrecht. Kepler verfertigte hierauf ein F. mit zwei convexen Gläsern, um die Summe ihrer Brennweiten von einander gestellt, welches das astronomische F. genannt wird, das zwar ein großes Gesichtsfeld hat, aber die Gegenstände verkehrt zeigt und daher nur zu astronomischen Zwecken brauchbar ist. Hierauf erfand der Kapuziner Rheita das Erdf. (terrestrisches), indem er dem Keplerʼschen noch zwei weitere convexe Oculargläser hinzufügte, wodurch das verkehrte Bild desselben nochmal umgekehrt wird, und somit wieder aufrecht erscheint. Ein Hauptübelstand dieser Fernröhren waren die farbigen Ringe um die betrachteten Gegenstände in Folge der Farbenzerstreuung durch die Linsengläser. Um diesem abzuhelfen, wendete Newton statt des Objectivglases einen Hohlspiegel an. Diese Fernröhre mit Hohlspiegel heißen catoptrische, Spiegelteleskope oder Reflectoren, die mit Objectivglas versehenen aber dioptrische oder Refractoren. Eine bedeutende Vervollkommnung erhielt das F. endlich durch die Erfindung der achromatischen (s.d.) oder farblosen Linse, einer genauen Zusammenfügung aus zwei Objectivlinsen mit verschiedenem Brechungsvermögen, gewöhnlich die eine aus Crown-, die andere aus Flintglas. Euler gab zuerst die Idee dazu, welche sodann John Dollond 1758 ausführte. Weiter vervollkommnet wurde diese Erfindung besonders durch Ramsden und Frauenhofer. Neueste Erweiterung die [687] durch Plößl in Wien nach der Angabe Littrowʼs mit Trennung des Crown- und Flintglases (dialytisches F.).

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Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 687-688.
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