Gift

[80] Gift, nennt man alle sowohl organ. als unorgan. Stoffe, welche schon in verhältnißmäßig geringer Quantität eine [80] schnelle Zerstörung des thierischen Körpers hervorbringen. Es können übrigens die heftigsten G. ein gewissen Fällen u. in sehr kleinen Quantitäten die heilsamsten Arzneistoffe sein, wie umgekehrt Arznei- u. Nahrungsmittel unter Umständen als G.e wirken können; wir kennen daher kein absolutes G. Thierische G.e sind z.B. das Schlangen-G., das der Canthariden, der tollen Hunde, auch die Contagien (s. Ansteckung) in gewisser Hinsicht. – Pflanzen-G.e gibt es viele, ein solches enthält z.B. die Tollkirsche, das Bilsenkraut u.s.w.; die Kerne von den Früchten der Pumaceen enthalten Blausäure. Die meisten Pflanzen-G.e wirken auf das Blut u. Nervensystem, erregen Schwindel, erschweren das Athmen, erweitern die Pupille und können zum Tod führen. – Mineralische G.e: die Verbindungen des Arseniks, Quecksilbers, Bleis, Kupfers etc., wie sie bereits schon in der Natur vorkommen, u. wie sie auf chem. Wege künstlich dargestellt werden, z.B. Aetzsublimat, arsenige Säure, die Mineralsäuren etc. Die Wirkung der Mineral-G.e auf den Organismus ist größtentheils corridirend. Auch Gasarten, wie Chlor- und Stickstoffgas etc., können durch das Einathmen tödtlich auf den Organismus wirken.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 80-81.
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