Hirsch

[316] Hirsch (Cervus), Gattung der Wiederkäuer, mit Hörnern (Geweihe), die durch und durch aus harter Knochenmasse bestehen, jährlich durch neue, stärker ausgebildete ersetzt werden (wechseln), und, mit Ausnahme des Rennthiers, dem Weibchen fehlen. H.arten mit plattem Geweih: Das Elennthier (s. d.), das Rennthier (s. d.) u. der Dam-H. (s. d.). Arten mit rundem Geweih: Der Edel-H., Rothwild, (C. elaphus), der weibl. H., H.kuh, Thier oder Hindin genannt, in ganz Europa und Mittelasien, der Stolz der hohen Jagd, im Sommer braunroth, im Winter graubraun, auch Spielarten ins Weiße, seltener gefleckt oder schwarz. Im ersten Jahre erscheint das Geweih als Spieß (Spießer), im 2. mit einer Zacke an der Innenseite (Gabler); mit dem Alter nimmt die Zahl der Zacken oder Ende zu, u. darnach wird der H. benannt; 10–12-Ender sind gewöhnlich, 24-Ender jetzt schon äußerst selten; das stärkste bekannte Geweih war das eines H.es, den Friedr. Wilhelm I. von Preußen 1696 schoß. es hatte 66 Enden u. der H. wog 565 Pfd. Im Febr. wird das Geweih in Folge eintretender örtlicher Entzündung und Lockerung abgeworfen; das nachkommende ist anfangs weich, mit behaartem Baste überzogen, wird dann knorpelig, bis es nach ungefähr einem Vierteljahr ganz ausgebildet u. verknöchert ist; alsdann wird der vertrocknende Bast vom H.e an den Bäumen abgerieben. Im Mai oder Juni wirst das Thier ein Kalb, selten zwei. Das Alter des H.es wird auf 30 Jahre angegeben. Amerikanische H.arten sind: Der canadische H. (C. canadensis) in Nordamerika; der Sumpf.-H. (C. paludosus) und der Feld-H. (C. campestris) in Südamerika; in Ostindien der Axis (C. axis). Das Reh (C. capreolus), unsere kleinste H.art, zierlich, lebhaft und scheu, im Winter grau, im Sommer röthlich-braun; auch Spielarten wie beim H. Das gerade Geweih hat 3 Sprossen und wechselt im Herbst. Das Reh lebt paarweise, ist den Feldern viel weniger schädlich als der H., dagegen mehr den Holzungen durch Abfressen der jungen Knospen.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 316.
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