Ostern

[425] Ostern, Osterfest (von Ostârâ, dem Namen der altdeutschen Frühlingsgöttin), Fest der Feste, das Fest der Auferstehung Jesu Christi, das vornehmste aller Feste des christlichen Kirchenjahres, hängt mit O. oder dem Paschafest der Juden, das zur Erinnerung an die Rettung der israelitischen Erstgeburt in Aegypten und der Israeliten aus der ägypt. Knechtschaft sowie als Anfangsfest der Getreideärnte eingesetzt wurde, nur äußerlich zusammen. O. als dem Mittelpunkt der christlichen Feste gingen schon im 2. Jahrh. als Vorfeier die 40tägigen Fasten (s. Fasten) voraus, eine frohe Nachfeier, die O.woche, folgte, schrumpfte aber zuerst auf 3 Tage, zuletzt auf die Feier des Ostermontags zusammen. O. wurde stets als ein Fest hoher Freude und mit außerordentlicher Feierlichkeit begangen. In den frühesten Jahrhunderten zogen Prozessionen auf blumenbestreuten Wegen einher, fanden Gefangene Loslassung, Büßende Wiederaufnahme in die Kirchengemeinschaft, wurden Katechumenen getauft.[425] Noch heute begrüßt selber der russ. Czar am Ostermorgen den ersten besten, der ihm begegnet, mit dem uralten O.gruß »der Herr ist auferstanden« sowie mit dem Friedens- oder O.kuß, wobei der Begrüßte antwortet: »Er ist wahrhaftig auferstanden!« Als beste Vorfeier des Einzelnen für das Osterfest betrachtet die Kirche laut ihrem 4. Gebote den Empfang des hl. Abendmahles, die Verrichtung der österlichen Andacht. An der apostolischen Einsetzung des Festes wurde niemals gezweifelt, dagegen dauerte der O.feierstreit d.h. der Streit über die Zeit, wann O. gefeiert werden müsse, ziemlich lange u. heftig, wiewohl man auch hierin in der Hauptsache: O. in möglichster Uebereinstimmung mit dem historischen Jahrestage der Auferstehung Christi zu feiern, einig war. Das Concil von Nicäa bestimmte, O. sei am Sonntag nach der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche zu feiern u. sorgte für Entwerfung des O.cyklus, um eine gleichzeitige Feier in der ganzen Christenheit zu erzielen. Einzelne Abweichungen z.B. in Irland (vgl. Columban) erhielten sich aber noch lange, die Nichtannahme des gregorianischen Kalenders brachte eine neue zwischen den Griechen und Katholiken, und erst in neuerer Zeit gab K. F. Gauß (s. d.) eine äußerst einfache und rein arithmetische Methode an, um O. für jedes beliebige Jahr zu berechnen. – O.eier werden im Morgen- u. Abendland den Kindern während der O.zeit geschenkt. – O.kuchen, die bei der jüdischen Paschamahlzeit gebräuchlichen ungesäuerten Brode, Mazzen, deren man zweierlei bäckt.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 425-426.
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