Rosenkranz [1]

[768] Rosenkranz, auch Psalter der heil. Jungfrau genannt, eine der einfachsten u. erhabensten Gebetformen, besteht aus einer 150- (großer), gewöhnlicher nur 50maligen (kleiner R.) Wiederholung des Ave Maria in der Art, daß in regelmäßiger Aufeinanderfolge Vaterunser u. Betrachtungen über die höchsten Geheimnisse des christkathol. Glaubens dazwischen geschoben werden. Seinem Wesen nach bestand der R. im Abendlande lange vor den Kreuzzügen und nahm seinen Anfang bereits mit dem Mönch Makarius dem jüngeren. Der R. empfahl sich von vornherein, so lange Kenntniß des Lesens und Gebetbücher zu den Seltenheiten gehörten. Die Paternosterschnur, an deren Kügelchen die Wiederholungen nachgezählt werden, eine an sich sehr einfache Erfindung, mußte sich von selber geben, weil das Nachzählen der Gebete nothwendig war u. kam z.B. in England sehr frühe auf. Der hl. Dominicus und sein Orden (s. Dominikaner) bildeten den R. nur weiter aus, so daß derselbe alle Geheimnisse [768] unserer Erlösung (freudenreiche, schmerzhafte, glorreiche Geheimnisse) umfaßt u. die Gottesgebärerin verherrlichet, und thaten viel es, um ihn als Volksandacht allgemein zu machen. Der Name R. aber kam auf, weil die Kügelchen der Gebetschnur lange wie kleine an einander gereihte Röschen gestaltet od. auch aus Rosenholz verfertigt wurden. – R. bruderschaft, ein Verein, dessen Mitglieder es sich zur Ausgabe machen, in bestimmten Zeiten R. andachten zu halten. Nachdem an demselben Tage, an welchem die R.bruderschaften zu Rom ihre Wallfahrten und besondern Andachten u. Verleihung des Sieges über die Ungläubigen hielten, nämlich am 7. Oct. 1571, Don Juan von Oesterreich den großen Seesieg bei Lepanto über die Türken erfochten hatte, ordnete Papst Pius V. ein eigenes Fest zu Ehren des hl. R.es, ein R. fest an, welches Gregor XIII. auf den 1. Sonntag im Oct. festsetzte und Clemens XI. aus Veranlassung des großen Sieges, den Prinz Eugen 1716 bei Belgrad über die Türken erfocht, der ganzen Christenheit vorschrieb. – Lebendiger R. heißt eine in unserer Zeit aufgekommene R.bruderschaft, bei der jeder Verein aus 15 Personen besteht und jedes Mitglied täglich dasjenige Gesetz des R.es betet, welches ihm bei der Vertheilung zugefallen ist.

Quelle:
Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 768-769.
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